Zwei Gräber” ist eine spanische Netflix Serie, die eine relativ klassische Kriminalgeschichte mit einem Racheplot verbindet und in der letzten Episode auseinander bröselt. Die durchaus blutige und leider am Ende quatschige Geschichte wird in nur 3 Folgen erzählt. Bei einer Gesamtlaufzeit von 140 Minuten kann man auf die Idee kommen, dass die Geschichte ursprünglich als Film geplant war, sich Serien aber heutzutage (auf Streamingdiensten) besser vermarkten lassen und deswegen das Miniserien-Format gewählt wurde.
Im Zentrum der Geschichte steht die Großmutter Isabel (Kiti Mánver), deren 16-jährige Enkelin gemeinsam mit einer Freundin nach einem Dorffest verschwindet. Doch während man die Freundin kurz darauf tot auffindet, kann die Polizei keine Spur der vermissten Enkelin aufnehmen. Die Haupthandlung setzt 2 Jahre danach ein und bietet eine Großmutter, die immer noch von dem Fall besessen ist und nun selbst die Ermittlungen einleitet. Doch nun folgt keine klassische „Mord ist ihr Hobby”-Geschichte, stattdessen geht Isabel rigoros vor, betäubt und foltert direkt mal den ersten mutmaßlichen Zeugen. Da trifft es sich gut, dass der Vater der damals tot aufgefundenen Freundin ein Auftragskiller ist, so dass die beiden ein ungleiches Rache-Duo bilden können. Isabel möchte endlich wissen, was mit ihrer Enkelin passiert ist, der Vater Rafael Salazar (Álvaro Morte) möchte Rache für den Mord an seiner Tochter nehmen.
Die Miniserie scheint auf eine gewisse Starpower der beiden genannten Darsteller, die man aus „Haus des Geldes” kennt (Álvaro Morte sogar in der eindrucksvollen Rolle des Professors), und ein schönes Setting an der warmen spanischen Küste zu bauen. Die ungewöhnliche Verknüpfung der Kriminalgeschichte mit einer Großmutter als Racheengel ist durchaus gelungen, auch wenn Kommissar Zufall sehr häufig den Weg weisen muss. Beispielsweise basiert die erste Folteraktion nur auf dem glücklichen Zufall der Ohrringe (deren Reise auch seltsam ist). Zunächst ist das aber noch absolut okay, auch wenn man stetig das Gefühl hat, dass die Geschichte ins Dumme kippen könnte. Genau das passiert in der letzten Episode, die Handlung verirrt sich völlig und gerät dümmlich, manchmal gar einfältig. Das größte Problem ist die Nachvollziehbarkeit der Charakterentscheidungen. Die Geschehnissen der Nacht sind viel zu einfach, zufällig und ultimativ dämlich, die damaligen Reaktionen darauf sind nicht nachvollziehbar, der Status Quo 2 Jahre später fahrlässig und alles was im Showdown passiert mit seinen Twists und seiner letzten Entscheidung setzt dem Ganzen die Logikkrone auf. An so ziemlich jeder Ecke wird falsch abgebogen. Natürlich können Personen möglicherweise so handeln, wie hier dargestellt, doch das wäre ziemlich dumm – und das zerstört den Spaß beim Ansehen.
Zusammenfassend ist „Zwei Gräber” zwar gut produziert und die Darsteller sind noch solide, aber ein drittes Grab wäre besser für das Drehbuch und die Handlung ausgehoben worden. Das letzte Drittel hätte man dort begraben können und stattdessen einen anderen Weg einschlagen sollen. Somit enttäuscht die Miniserie nach einem durchaus soliden Beginn und wird nach einer Woche Aufmerksamkeit bei Netflix schnell wieder auf dem Grund des Meeres versinken.



