„Wednesday” war 2022 ein Überraschungshit für Netflix, die Neuinterpretation der Addams Family mit Fokus auf Teenager-Tochter „Wednesday“, konnte mit ihrer Mischung aus Comedy, Teenager-Drama, Murder-Mystery und einigen Horrorelementen überraschenderweise bei einem breiten Publikum punkten. Doch lohnt sich die Serie tatsächlich auch für Leute, die weder eingefleischte Fans der Addams Family noch Tik Tok Jugendliche sind? Das ist schwieriger zu beantworten.
Wednesday (Jenna Ortega, Ankerpunkt der Serie) wird von ihrer High School geschmissen, weil sie einen Mitschüler mit Piranhas attackierte. Als letztes Resort bietet sich nur noch die Nevermore Academy an, auf die auch ihre Eltern gingen. Dabei handelt es sich um eine Schule der Aussätzigen mit lauter Werwolf-, Sirenen- und Vampirkindern, die am Rande einer Kleinstadt mit normalen Menschen liegt. Relativ schnell wird Wednesday mit Mordfällen konfrontiert, an deren Lösung sie großes Interesse zeigt. Zimmergenossin von Wednesday ist die Werwölfin Enid (Emma Myers), die visuell das komplette Gegenstück zur Addams Tochter ist. Denn Enids bunte, positive Lebenseinstellung, steht Wednesdays Goth-Stil gegenüber, der Dunkelheit und Traurigkeit propagiert. Instagram Trend bunt trifft auf Pinterest Trend Schwarz. Aus diesen Unterschieden und Wednesdays Goth Haltung, die es ihr erschwert emotionale Bande zu knüpfen, bastelt die Serie meist ihre Comedy. Denn die unsoziale Wednesday und ihre Oneliner, die teilweise an das 80er Jahre Actionkino erinnern, ecken natürlich an jeder Ecke an, so dass aus Fremdscham und Soziophobie komödiantische Momente entstehen sollen. Das funktioniert mal besser, mal schlechter..
Die 8-teilige erste Staffel ist inhaltlich eine krude Mischung aus soziophober Hauptfigur in Harry Potter ähnlichem magischen High School Kontext mit ein bisschen Lovestory, Freundschaften, Familiendrama, Comedy- und Cringeelementen, sowie einer ordentlichen Portion Detektivgeschichte. Dabei stehen die Teeniegeschichten zu Beginn im Vordergrund, erst am Ende der ersten Staffel kristallisiert sich ein großer Fall und Haupthandlungsstrang heraus. Das Schema und die Formelhaftigkeit der Serie sowie die Konzeption mancher Szenen für Social Media sind von Beginn an eindeutig und werden niemanden überraschen, dafür versuchen zumindest die Story-Twists für Überraschungen zu sorgen – was allerdings etwas überstrapaziert wird. Visuell und erzählerisch ist die Serie im Tim Burton (Executive Producer) Stil etwas seltsam und karikaturhaft, sie sieht aber insgesamt hübsch aus und ist gut produziert.
Fans von Harry Potter-Zauberschulen und ähnlichen Teenager-Geschichten im magischen Kontext, die vor etwas Horror nicht zurückschrecken, kommen auf ihre Kosten, es gibt genügend Momente, die man auch auf Tik Tok ausschlachten konnte (der Tanz). Für reine Horrorfans oder Krimifans dürften die Teenie-Elemente irgendwann zu viel werden, die Comedy ist Geschmackssache. Für mich funktionierte „Wednesday” nur anteilig, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich kein riesiger Fan der Zutaten bin. Unterhaltsam und auch etwas „cringe“ ist die Serie durchaus. Ich bin gespannt, ob die zweite Staffel ab August 2025 an den Erfolg der vorherigen Staffel anschließen kann.



