Wakefield – Dramedy in einer psychiatrischen Klinik. Review Miniserie

„Wakefield” beeindruckte mich vor allem mit einer unfassbaren letzten Folge, die noch eine Zeit nachwummerte. Die australische Miniserie spielt überwiegend in einer psychiatrischen Klinik/Heilanstalt/Psychiatrie und thematisiert die zahlreichen Schicksale und Geschichten der Patienten und Pfleger vor Ort.

Im Zentrum steht der Pfleger Nik (Rudi Dharmalingam), der seine eigenen Traumata aus der Jugend mitschleppt (verstorbener Bruder), aber dennoch für die Patienten vor Ort ein Fixpunkt wird, der ihnen wirklich hilft. Nik ist fokussiert auf das Wohlergehen seiner Patienten und eckt deswegen häufig mit Ärzten – speziell mit seiner ehemaligen Verlobten Kareena (Geraldine Hakewill) – und anderen Pflegern an, zudem ist seine Chefin Linda (Mandy McElhinney) eine grauenvolle Person. In einer Mischung aus viel Drama, einer größeren Portion Comedy und einigen Mystery-Elementen versucht Nik durch seinen Job zu navigieren, während ihn seine Vergangenheit droht einzuholen.

Die 8-teilige Miniserie erzählt hauptsächlich Niks Geschichte, aber auch viele andere, facettenreiche, kleinere Handlungsstränge anderer Figuren. Dafür wählt sie den Weg der verschiedenen Blickwinkel. Pro Folge werden meist drei Charaktere fokussiert behandelt (ihre Namen werden kurz groß eingeblendet) und dann laufen die Handlungen teilweise parallel zueinander ab. So versteht man während des ersten Durchlaufs einer Person noch nicht alles, aber wie ein Mosaik setzt sich am Ende der Folge die gesamte Handlung zusammen, alle Leerstellen werden ausgefüllt. Das Pacing fand ich recht gelungen, auch wenn das Tempo manchmal etwas höher sein dürfte. 

Ich kann letztlich nicht vollends beurteilen, wie gut die verschiedenen psychischen Erkrankungen oder Probleme der Figuren dargestellt werden, da ich mich mit vielen nicht auskenne. Ich fand die Sexthematiken und die Computerspielsucht etwas zu absurd und seltsam dargestellt, den Rest fand ich aber passender und treffender erzählt. Generell sind die verschiedenen Patienten allerdings alle etwas überzeichnet. An Produktion und Co. gibt es nichts zu meckern. Ich finde es mutig, dass immer wieder Tanzsequenzen, teils leichte Musical-Sequenzen, eingebaut werden. Das kann seltsam und deplatziert wirken, hier funktioniert es aber überraschenderweise gut. Der Humor zündet (bis auf die erwähnten Ausnahmen) meist ganz gut. Außerdem fand ich es großartig, wie der 80er Jahre Klassiker „Come on Eileen“ in die Handlung verwoben wurde.

Nicht unähnlich zu „Einer flog übers Kuckucksnest“ konzipiert, wachsen einem die verschiedenen Charaktere mehr ans Herz, genauso kann auch der Hass wachsen. Mit Hauptfigur Nik fiebert man besonders mit, seine Hintergrundgeschichte ist interessant und letztlich hart anzusehen, weil das Ziel sich schon länger abzeichnete. Vor allem die letzte Episode ist emotional aufwühlend und führt „Wakefield” zu einem fulminanten Abschluss. Auch durch ihre wirre Erzählweise und in ihrer Verbindung von Drama, Comedy und Mystery ist die Miniserie ein kleiner Geheimtipp, für dessen Ansehen man mit dem Ende belohnt wird.

80/100
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