„Vinland Saga” ist ein groß angelegtes Action-Abenteuer Drama im Wikinger Zeitalter, das auf einem seit 2005 laufenden Manga mit aktuell 28 Bänden basiert. „Vinland Saga” spielt im Europa des 11. Jahrhunderts und verknüpft dabei zahlreiche wahre Begebenheiten und historische Persönlichkeiten mit einigen fiktiven Figuren und Erzählsträngen. Die Handlung fokussiert sich auf die Invasion der Wikinger in England im Vordergrund, die Christianisierung, die legendären Jomswikinger oder auch den Entdecker Leif Eriksson. Die erste Staffel der Serie ist überragend, die zweite Staffel überraschend viel ruhiger und langatmiger – zumindest bis sie am Ende wieder eskaliert.
Bisher sind 2 Staffeln à 24 Episoden, mit einer Laufzeit von 25 Minuten pro Folge, der „Vinland Saga” als Anime veröffentlicht worden. Ich hoffe, dass es mindestens noch eine dritte Staffel geben wird, die wieder tempo- und actiongeladener erzählt wird, doch eine Fortsetzung steht Stand 2025 noch in den Sternen. Doch zunächst zum Inhalt: Der junge Thorfinn schleicht sich in Island aufs Boot seines Vaters, eines starken Kriegers, der erpresst wird, sich dem Feldzug gegen England anzuschließen. Doch auf dieser Reise wird Thorfinn Zeuge von etwas Schrecklichem, wodurch sich seine Lebensziele klar manifestieren. Nach wenigen Episoden, unternimmt die Handlung einen Zeitsprung. Thorfinn ist nun 16 Jahre alt und ein fähiger Kämpfer, der in die Besatzung der Vikinger von England durch König Sven mit hineingezogen wird. Neben Thorfinns Geschichte spielen außerdem der dänische Königssohn Knut und der Krieger Askeladd eine große Rolle. Askeladd nimmt Thorfinn in seine Truppe auf und hat später viel mit den Walisern zu tun, Knut kämpft mit sich selbst und den hohen Erwartungen.
„Vinland Saga” ist ein wahres Epos, dessen 1. Staffel fast traumhaft großartig ist. Der Zeichenstil der Serie ist sehr gelungen, visuell kann das Vikinger-Abenteuer durchgängig beeindrucken, auch eine gewisse Konsequenz und Brutalität zeichnet „Vinland Saga” aus – das passt hervorragend zu einer durchweg blutigen und brutalen Geschichtsepoche. Inhaltlich bietet Staffel 1 eine aussagekräftige Exposition rund um Thorfinn, aber auch die zahlreichen anderen Charaktere, für deren Entwicklung sich die Serie ausreichend Zeit nimmt, können überzeugen. Doch das Faustpfand der Serie sind die großartigen Schlachtszenen, die großen Kämpfe mit vielen Personen und Verlusten sind Highlights, aber auch die Duell-Sequenzen sind hochspannend und gut inszeniert. Diese Actionmomente werden von einem guten Drama ummantelt, das vor allem aufgrund seiner starken Figuren funktioniert. Abgerundet wird die Handlung dies von zahlreichen Intrigen der vielschichtigen Figuren mit ihren eigenen Agenden, die in einer überragenden letzten Folge der 1. Staffel gipfeln, die schöne Cliffhanger und Anknüpfpunkte bietet. Aufgrund dieses überaus gelungenen Mixes taucht man gerne in die historisch-fiktive Welt ein, die in Staffel 1 auch kaum Fillerfolgen beherbergt.
Leider kann Staffel 2 dieses hohe Niveau nicht halten, weil man sich sowohl im Manga als auch im Anime dafür entscheidet die Geschichte brachial zu entschleunigen. Nun steht Thorfinn fast durchgängig im Mittelpunkt und er hat einen krassen Lebenswandel durchgeführt: Er möchte nun als Farmer fernab von Einfluss und Kriegen leben, tagtäglich seine Arbeit erledigen und vielleicht irgendwann mal ein Stück eigenes Land bewirtschaften. „Vom legendären Wikinger-Krieger zum Farmer-Lauch” könnte die Überschrift zu Beginn lauten, wobei es vereinzelt starke Folgen gibt, die sich vor allem mit dem Verbleib von Knut beschäftigen, oder eine zarte Knospe der Rebellion rund um Thorfinn vorbereiten. Die gesamte erste Hälfte der 2. Staffel ist deswegen leider etwas schnarchig. Doch gegen Ende werden die alten Qualitäten neu entdeckt, die Serie lässt endlich wieder ihre alte Stärke aufblitzen, vor allem als bekannte Figuren erneut auftreten. Ich verstehe weiterhin kaum die Entscheidung, die Farmer-Geschichte in so epischer Breite darzustellen, ab Folge 16 der 2. Staffel zieht das Tempo allerdings endlich wieder erheblich an. Das verbleibende letzte Drittel der Staffel kann erneut mit einigen ganz fantastischen Episoden und Kampfsequenzen brillieren.
Die 1. Staffel ist großartig, für die ersten ⅔ der 2. Staffel braucht man leider etwas Sitzfleisch. Doch dranbleiben lohnt sich für das letzte Drittel! Ich würde mir eine vielleicht finale, dritte Staffel, die von vorne bis hinten wieder auf der qualitativen Höhe der 1. Staffel operiert, sehr wünschen. Für Fans von Action-Spektakel-Animes, großen Schlachtsequenzen und Geschichtsinteressierten sollte „Vinland Saga” hervorragend funktionieren. Mir gefiel die Anime-Serie auch in großen Teilen deutlich besser als die Realserie „Vikings”.



