Verschwiegen – Ist mein Sohn ein Mörder? Review Miniserie

„Verschwiegen”, auch unter dem viel besseren internationalen Titel „Defending Jacob” bekannt, erschien 2020 als „Stiefzwilling“ zu einer ähnlichen Zeit wie „Your Honor“ . Doch dabei enden die Gemeinsamkeiten nicht, denn beide Serien bauen auf dieselbe Prämisse: Der Vater stammt aus dem Justizapparat, der Sohn wird Hauptverdächtiger in einem Mordfall, wodurch der Vater zwischen die Fronten gerät und versucht die Ermittlungen zu beeinflussen. Für diese Familiendrama-Thriller-Miniserie übernahm Chris Evans in der Adaption des gleichnamigen Buches von 2012 die Rolle des Bezirksstaatsanwalts und Vaters.

In einem Park in der Nähe der örtlichen Schule wird ein Schüler tot aufgefunden. Bezirksstaatsanwalt Andy Barber (Evans) übernimmt die Ermittlungen. Doch schon bald gerät sein 14-jähriger Sohn in den Kreis der Verdächtigen, weil sein Fingerabdruck am Opfer gefunden wurde. Jacob (Jaeden Martell) wird verhaftet, kommt auf Kaution frei und die Familie, zu der auch Mutter Laurie (Michelle Dockery) gehört, wird wie Aussätzige behandelt. Während Laurie durch neue Informationen beginnt an Jacob zu zweifeln, versucht Andy sämtliche Register zu ziehen, um anderen Verdächtigen nachzugehen und seinen Sohn zu beschützen. Irgendwann kulminieren die verschiedenen Handlungsstränge endlich vor Gericht und in der Zeit danach, wie immer bei solchen Miniserien.

„Verschwiegen“, wie der absolut generisch-dumme deutsche Titel lautet, ist ein gut gespieltes Familiendrama, das einem klaren Muster folgt. Sohn wird verdächtigt, Eltern helfen ihm komplett, decken ihn, beseitigen mögliche Beweismittel, glauben ihm, zweifeln an ihm, werden von allen Seiten angefeindet und isoliert. Tröpfchenweise kommen neue Hinweise zum Vorschein, die auch den Zuschauer auf die Probe stellen und ständig im Limbo hängen lassen zwischen „war er es oder war er es nicht“? Die obligatorische Gerichtsverhandlung und noch eine weitere Zeitebene, in der Andy später befragt wird, runden die typische Geschichte gekonnt ab. Dabei erinnert die Serie auch an spätere Apple+ Serien wie „Aus Mangel an Beweisen”.

Die Handlung der gut produzierten Serie wird absolut grundsolide und durchaus interessant ausgespielt. Nach dem guten Beginn hätte ich die Geschichte rund um Opa Billy (J.K. Simmons) und die ganzen Gespräche und Indizien rund um das „Mörder-Gen“ und die kruden Thesen zur Genetik nicht gebraucht, darüber hinaus sind einige Handlungen von Nebencharakteren sind etwas ziellos, so dass die Mitte leicht aufgebläht wirkt. Highlight der Miniserie ist sicherlich die vorletzte und 7. Episode, die den Fall auflöst. Doch danach wird in einer letzten Folge noch überraschend viel erzählt. Das Ende wird vielen zu offen sein oder zu sehr vom Buch abweichen, ich fand es in Ordnung, auch wenn es viele Buchleser vor den Kopf stieß. Letztlich steht in der Miniserie nicht die Schuldfrage im Fokus, sondern die zerrüttete Familie, von Zweifeln geplagt und ohne jedes Vertrauen.

„Defending Jacob” ist letztlich eine solide bis gute Miniserie, die sich vernünftig in die Riege der Apple Krimi-Drama-Miniserien einsortiert, ohne besonders nach oben oder unten auszuschlagen.

78/100
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