Das letzte große Werk des visionären, mittlerweile leider verstorbenen Großmeisters der Absurdität: David Lynchs Twin Peaks Staffel 3.
Gerne benutze ich Twin Peaks Staffel 3 als Blaupause für absolut abgedrehte Absurdität. Wenn man im surrealen Bereich wandelt, gibt es eine unausgesprochene Skala des Grotesken, Verrückten, Nicht mehr Verständlichen. Nehmen wir an das gut verständliche „Breaking Bad“ wäre eine 1, „The Leftovers“ eine 8, „Dark“ eine 9, dann ist Twin Peaks Staffel 3 eine 20. Skalensprengend nach oben. Das passiert, wenn David Lynch zum Ende der Karriere noch einmal komplett freidrehen darf und ihm (so wirkt es zumindest) keine Grenzen gesetzt werden. David Bowie als sprechende Teekanne, der böse Dale Cooper, atomare Kriege und am Ende jeder Folge ein Musikauftritt einer echten Band in der Bang Bang Bar. Es ist grotesk.
Inhaltlich schließt die Serie an das Cliffhanger-Ende der 2. Staffel an. Dale Cooper in der Black Lodge, der versucht herauszukommen, während sein comichaft-böser Doppelgänger sein Leben lebt. Einige unvorhergesehene Ereignissen führen dazu, dass das Sheriff Department den altbekannten Mord an Laura Palmer neu untersuchen möchte. Außerdem gibt es über die USA verteilt weitere mysteriöse Morde, von denen auch das FBI mitbekommt (in Person von Gordon Cole, den Lynch selbst spielt).
Die 3. Staffel fühlt sich gleichermaßen wie ein Klassentreffen und eine Reise ins Ungewisse an. Viele der alten Versatzstücke, Charaktere und Darsteller sind vorhanden und werden neu und absurd kombiniert. Ich bin an einigen Stellen gedanklich nicht mitgekommen und saß nur mit einem großen “WTF”-Blick vor dem TV, nach den jeweiligen Folgen haben wir in einer Dreierrunde versucht, alles Gesehene zu entschlüsseln. Meist ohne Erfolg, weil es so grotesk und surreal ist, man kaum eine Chance hat, alles zu begreifen. Dennoch nahmen mich die Atmosphäre und die vielen wundervollen Bilder ein und gen Ende wird man für die sehr notwendige Ausdauer (18 Folgen!) durchaus belohnt.
Dennoch ist Twin Peaks Staffel 3 keine leichte Kost und sicherlich nichts zum “Nebenbei anschauen”. Vielen wird es zu unfreiwillig komisch und absurd, zu langsam oder zu wirr sein. Und das ist vollkommen in Ordnung. Ich würde für einen Start im Mystery-Bereich nicht mit Twin Peaks beginnen, sonst kann es schnell zu einem Kulturschock kommen. Doch ich bin sehr froh, dass ein überlebensgroßer Künstler sein letztes Werk genau nach seinen eigenen Ideen schaffen konnte, gewissermaßen ein Gesamtkunstwerk erschaffen konnte, gerade wenn man dabei auch an die beiden ersten Staffeln denkt.



