Trapped – Mord in eisiger Umgebung. Review Staffeln 1&2

Eine isländische Nordic Noir Krimiserie, bei der tatsächlich alles im Schnee und Eis spielt, angeführt von einem knurrigen bärtigen Kommissar.

In einer isländischen Provinz-Hafenstadt wird nur der Torso einer Leiche gefunden. Eigentlich sollen die Kollegen in Reykjavík den Fall übernehmen, aber einige Schneestürme hindern sie zunächst daran. Somit gerät die mit drei Leuten bestückte örtliche Polizei in Zugzwang. Die erste Staffel beschäftigt sich zu Beginn auch mit dem Privatleben der beiden Ermittler und einiger Personen im Dorf. Das hilft bei der Figurencharakterisierung und legt eine Menge falscher Fährten, hilft aber nicht gerade dem Pacing. Ab der Mitte nimmt die Handlung aber Fahrt auf, es wird stetig spannender und auch das solide Ende überzeugt. Ich muss leider sagen – und das liegt an mir – ich hatte teilweise Probleme der Ermittlung zu folgen, weil viele verschiedene Figuren und alle doch recht ungewöhnliche Namen haben. Ich konnte mir trotz des ausladenden Beginns einfach nicht merken, wer von denen jetzt z.B. Þórhildur, Bárður oder Eirikur ist. Das hat mich leider etwas herausgerissen und ich war somit etwas zielloser und nicht so Teil meiner eigenen Ermittlung, wie das in vielen anderen Krimis der Fall ist. Sonst hätte es vielleicht noch etwas beim Rating oben drauf gegeben. Für das eisige Setting und die passende Musik von isländischen Größen aber dennoch empfehlenswert, eine solide Krimiserie, in wirklich kalter Umgebung.

Staffel 2 startet zwar in Reykjavik, schon schnell muss Kommissar Andri aber wieder den Weg in den bekannten Norden einschlagen. Es gilt einen Brandanschlag auf die Industrieministerin Islands zu verfolgen, ihr Zwillingsbruder scheint dafür verantwortlich zu sein. Schon bald kommen noch andere Morde und Probleme hinzu und auch ein Kraftwerk und daraus möglicherweise resultierende Umweltverschmutzung stehen im Raum. 

Staffel 2 ist leider nicht mehr so eisig wie Staffel 1 und hat deshalb nicht mehr viel mit dem Grundprinzip von„Trapped“ zu tun, dass man eben gefangen im Eis, abgeschnitten von der Außenwelt ist. Die Problematik rund um die Figurennamen bleibt leider bestehen. Die Handlung verrennt sich zu Beginn etwas in einer recht laschen ausländerfeindlichen Thematik, wird aber stärker, sobald sich auf die spannende Familie besonnen wird. Das Drehbuch ist schon gut konzipiert, kränkelt aber sehr an zu großen Andeutungen. Einige Szenen sind so klassisch inszeniert, dass man schon genau weiß, was manchmal wenige, manchmal viele Sendeminuten später passieren wird, wie eine Szene enden wird. Das ist mir zu oldschool und langweilig. Ganz schön produziert, wenn auch die Actionszenen stets hölzern wirken. Aber die weiterhin passende Stimmung reißt es am Ende doch noch heraus. Die 3. Staffel sah ich bislang noch nicht, ich habe aber durchaus Interesse weiterzuschauen.

78/100
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