This is going to hurt – Die wahre Krankenhausserie. Geheimtipp! Review Miniserie

„This is going to hurt” ist der treffende Titel für eine britische Ärzte-Drama/Comedy-Serie mit Ben Whishaw in der Hauptrolle. Die Miniserie basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Bestseller von Adam Kay, der sich als Schöpfer auch für das Drehbuch verantwortlich zeigt. Die Serie ist ein kleiner Geheimtipp, der die Missstände des (britischen) Gesundheitssystems großartig darstellt und feinstes galgenhumorhaltiges Drama bietet, dass teilweise sehr schmerzhaft ist. Durch das Brechen der 4. Wand, den Zynismus und die Sinnsuche kommen leichte „Fleabag„-Vibes auf.

Die 7-teilige Serie ist eine Anklage an den NHS, bzw. das chronisch und komplett unterfinanzierte britische Gesundheitssystem. Die Haupthandlung ist im Jahr 2006 angesiedelt, das Thema bleibt aber leider weiterhin relevant. Innerhalb des Systems liegt der Fokus vor allem auf den Assistenzärzten, aber auch auf dem gesamten Krankenhauspersonal, speziell in der Gynäkologie. Dabei werden neben persönlichen Fehlentscheidungen, Gewissensbissen und großer Verzweiflung der Beteiligten auch der Personalmangel und die schwierigen Entscheidungen auf der Arbeit thematisiert. Das Privatleben der Hauptpersonen und welche Auswirkungen ihr Job darauf hat, wird dabei nicht ausgespart. Dabei ist die Serie kaum vergleichbar mit klassischen Ärzte-Serien, weil sie deutlich glaubwürdig und realistischer wirkt und das Krankenhaus nicht nur Kulisse für Romanzen ist. Deswegen ist „This is going to hurt” auch visuell fies anzusehen. Es gibt viel Blut, man ist vor der Darstellung von Plazenten und anderen Eingeweiden nicht sicher, was sowohl für Charaktere in der Serie als auch für einige Zuschauer vor dem Bildschirm manchmal schwer erträglich ist/sein dürfte.

Im Zentrum der Serie steht Adam (Ben Whishaw), der als vollkommen überlasteter Arzt in der Gynäkologie eines Krankenhauses immer wieder in Galgenhumor und Sarkasmus flüchtet. Die systemischen Probleme der Unterfinanzierung, des Mitarbeitermangels, der Führungsschwäche und des zu hohen Patientenaufkommens bringen ihn an seine Grenzen und darüber hinaus. Von seiner Homosexualität erzählt er aus Angst nicht allen auf der Arbeit und hat (auch aufgrund seiner Sexualität) nicht das einfachste Verhältnis zu einer schwierigen Mutter. Während Adam teilweise kreativ versucht den Klinikalltag zu meistern, hat die junge und anfangs sehr idealistische Shruti (Ambika Mod, sehr gut) große Probleme mit den kritischen Zuständen und auch mit Adams resignierenden Art, die sie weiter desillusioniert.

Die Miniserie ist gut produziert und kann mit einem groß aufspielenden Darstellerensemble punkten. „This ist going to hurt” ist dabei überraschend hart, traurig und emotional aufwühlend. Die Mischung aus Comedy und absolutem Ernst mit hohem Tragikpotenzial ist eine wilde Kombination, die überraschend gut funktioniert. Die zynische Comedy war für mich manchmal sehr gut auf den Punkt formuliert, seltener wirkte sie etwas hölzern und vorhersehbar. Die Krankenhaussegmente sind fast durchgehend stärker als die Geschichten außerhalb. Nach interessantem Beginn wird die Mitte etwas ruhiger erzählt, bis die Handlung in einer überragenden und bitteren 6. Episode gipfelt. Das Kernthema der letzten Folge hätte ich gerne noch etwas ausgiebiger präsentiert bekommen, aber auch so gelingt der Abschluss.

Die Miniserie hat zwar ein paar kleine Makel, manchmal zündet die Comedy nicht vollends, das Tempo ist nicht gleichbleibend hoch und teilweise sind die Szenen rund um das Privatleben nicht so stark wie der Rest – aber das ist der Punkt: Der Rest ist zum Teil brutal stark, entlarvend und hochgradig bitter. „This is going to hurt” ist nichts für schwache Nerven, aber eine hervorragende Anklage an überlastete Gesundheitssysteme (und die Politik), die sowohl für Patienten als auch für Ärzte viel Leid bereithalten. Ein Geheimtipp, der gleichermaßen unterhält und informiert.

82/100
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