The Wire – Klassiker und Slow Burner. Review ganze Serie (Staffeln 1-5)

„The Wire” ist der Inbegriff einer komplexen und vielschichtigen Serie, die Zeit braucht, um sich zu entfalten. Das Thema ist die Stadt Baltimore und wie verschiedene Einwohner ihr Leben bestreiten, welche Pläne und Ziele sie für Gegenwart und Zukunft haben. Der Fokus liegt dabei auf dem allgegenwärtigen Drogenhandel mit verschiedenen Ringen und Anführern, und einer Sonderkommission der Polizei, die dagegen vorgeht und immer wieder mit der Justiz zusammenarbeiten muss.

Im Laufe der Serie werden die Ermittlungen intensiver, da auch Mord zunehmend eine Rolle spielt. Sozialkritisch werden gelegentlich Lehrer, Journalisten und Co. zu wichtigen Nebenfiguren, die die fehlenden Perspektiven der Bewohner einer postindustriellen Stadt wie Baltimore aufzeigen.

Ein „Slow Burner“, bei dem man zunächst die lange, aber zielführende Exposition und ausgeprägte Charakterzeichnung präsentiert bekommt, bis die Handlung richtig Fahrt aufnimmt. Nach „The Sopranos” der nächste Kandidat auf dieser Website, der in den meisten Bestenlisten in den Top 5 oder 10 verewigt ist, bei mir aber leider etwas darunter rangiert. Grund dafür sind erneut die heutigen Sehgewohnheiten, denen vor allem das geringe Tempo der Serie gegenübersteht. Auch „The Wire” habe ich nachgeholt, sie nach „Breaking Bad” geschaut.

Doch „The Wire” ist zeitloser als „The Sopranos”, weil man sich intensiv auf das Hauptthema fokussiert. Natürlich haben die Charaktere dennoch Familien und Probleme außerhalb der Arbeit – so wie es sich für eine gelungene Charakterzeichnung gehört – der Beruf steht allerdings im Vordergrund. „The Wire” ist ganz fantastisch von David Simon geschrieben, einem ehemaligen Polizeireporter, der für eine gewisse Authentizität steht. Einige Darsteller, wie Dominic West, Idris Elba, Lance Reddick oder Michael Kenneth Williams brillierten als ihre Figuren und schafften durch die Serie ihren verdienten Durchbruch.

Leicht problematisch ist, dass man beim Ansehen wirklich Geduld mitbringen muss, da die Staffeln gerne erst zum Ende sehr spannend und konsequent werden. Gerade die 1. und teilweise auch die 2. Staffel sind langsam erzählt, ab Staffel 3 zieht das Tempo allerdings an. Die Endfolgen sind (fast) immer Highlights, auch innerhalb der Staffeln gibt es einige Brecher, doch der Star ist die generelle Atmosphäre. Die ganze Schwere und Hoffnungslosigkeit der Serie muss bei der Zuschauerschaft richtig einsinken, damit man es genießen kann. Nach heutigen Sehgewohnheiten zu ausschweifend und langatmig erzählt, lohnt sich „The Wire” dennoch auch heute noch. Denn mit dem Zeitinvest erhält man auch ein intensives, vielschichtiges und wunderbar gespieltes Werk.

85/100
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