The Sopranos – Wegbereiter, aber noch zeitgemäß? Review ganze Serie (Staffeln 1-6)

Die absolute Kult-Mafia-Serie, die in vielen Bestenlisten in den Top 5 der besten Serien aller Zeiten aufgeführt wird, war Wegbereiter, Fundament und Vorbild für so viele Serien, die nach ihr kamen – das prominenteste Beispiel ist „Breaking Bad„.

Doch während einige Filme und Serien zeitlos sind, merkt man „The Sopranos” das Alter leider etwas deutlicher an, weswegen ich diesen dieser Klassiker leider nicht ganz so hoch bewerten kann. Ist es überhaupt fair mit dem Blick der 2020er oder 2010er Jahre eine solche Serie erst in der Retrospektive zu bewerten, ohne damals dabei gewesen zu sein? Vielleicht nicht, aber aufgrund meines Alters bleibt mir nichts anderes übrig. 

Aber bitte nicht falsch verstehen: Dennoch ist dieses von „Der Pate” und „Goodfellas” inspirierte Werk heutzutage immer noch sehenswert, zunächst wegen der überwiegend guten Unterhaltung, aber auch aus serienhistorischen Gründen, um zu sehen, wo die neuen Lieblingscharaktere ihren Ursprung haben. Denn Tony Soprano war einer der ersten Antihelden als Hauptfigur einer Serie, die Mischung der „bösen” Handlungen eines Mafiabosses mit dem Familienleben daheim war damals brandneu und Aufsehen erregend.

Die Rolle des Tony Soprano ist untrennbar mit dem großartigen James Gandolfini verbunden, der einen Mann um die 40 Jahre spielt, der am Wendepunkt steht. Daheim läuft es nicht so gut, im Beruf auch nicht, deswegen geht er zu einer Psychotherapeutin, um über seine Probleme zu reden (eine Szene, die beispielsweise auch in GTA V referenziert wird). Auf der Arbeit muss er seine Mafiafamilie zusammenhalten und gleichzeitig gegen die Ansprüche anderer Familien verteidigen, sowie natürlich auch gegen die Ermittlungsbehörden, die im Laufe der Staffeln immer mal wieder eine größere Rolle einnehmen. Daheim wird Tony hingegen von seiner Familie wenig ernst genommen und strauchelt seinen Platz in der heilen Welt zuhause zu finden. Durch zahlreiche wunderbare Nebencharaktere wird gerade der Mafiastrang der Geschichte glaubhaft und teilweise hochintensiv erzählt. 

Jedoch – und da kommt das Thema des Alters – gibt es auch zahlreiche Filler-Episoden, in denen es nur um die Familie geht und die Handlung fast soapartig wirkt. Tony, ständig im Bademantel am Küchentresen hockend, seine Familie, die ihm Banalitäten um die Ohren wirft, er ist davon genervt. Teils hat man das Gefühl in einer Soap oder Sitcom der 90er Jahre gefangen zu sein, teilweise treten die Folgen völlig auf der Stelle. Das Pacing passt kaum noch zu heutigen Gewohnheiten. Dabei hilft auch nicht, dass die Staffeln jeweils 13 Episoden umfassen, statt der heute üblichen geringeren Menge von 8 oder 10 Folgen. Die letzte Staffel ist mit ihren 21 Episoden eine absolute Ausnahmeerscheinung, aber gerade die letzten 4 Folgen gehören mit zum Besten, was das Fernsehen jemals gesehen hat. Folge 18 um Chris, das absolut gelungene Ende: Hier wurde Seriengeschichte geschrieben, die auch heute noch begeistert. Leider ist der Weg dahin nach heutigen Sehgewohnheiten von spürbaren Längen, untermalt von nur solider Produktion (Kein Kamera-Ideen-Festival wie teilweise „Breaking Bad„), etwas lang und teilweise auch mühsam. Dennoch hat jede Staffel Highlight-Folgen, die die Zuschauerschaft wieder komplett in den Bann ziehen.

Somit würde ich „The Sopranos” auch heute noch empfehlen, man muss jedoch einiges an Zeit und Geduld mitbringen und sich durch einige Folgen durchkämpfen: Doch letztlich lohnt es sich.

83/100
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