„The Society” ist sicherlich ein ungewöhnlicher Vertreter des Dystopie/Sci-Fi-Genres, passt aber auch nirgends besser hinein. Denn in dieser Drama-Mystery-Dystopie-Serie finden sich die Hauptcharaktere in einer Parallelwelt wieder, die der Gegenwart allerdings sehr ähnlich ist.
Nach der Rückkehr von einer Busreise sind plötzlich die Eltern und alle weiteren Bewohner einer amerikanischen Kleinstadt verschwunden, nur die zurückkehrenden High School Schüler sind noch übrig. Nachdem zu Beginn ausgiebig Party gefeiert wird, stellt sich schnell die Frage, wie es weitergehen könnte. Wie stellt man eine Gesellschaft auf, welche Regeln braucht es, wo sind die Schüler oder alle anderen und wie kommen sie vielleicht auch zurück? Theoretisch bildet „The society” damit eine schöne Prämisse, die mich letztlich zum Anschauen der Serie geführt hat.
Zu Beginn (Folge 1&2) sorgen die Partyszenen und die Einführung der Figuren, vor allem über ihre romantischen Konstellationen, für wenig Begeisterung oder Neues, was man eigentlich sehen will. Natürlich ist in einer Serie mit einem so großen Cast im Highschool-Alter das Thema Beziehung wichtig, aber zu Beginn wird es etwas übertrieben und die Haupthandlung braucht zu viel Zeit. Das wird im Verlauf der Geschichte – mit Ausnahme von Durchhängern in der Mitte – besser. Bald geht es um Politik, Waffen, Sicherheit, Eigentum, Erbmonarchie, Essensrationierungen, Mord, Hinrichtungen, Gesetze, Wahlen, häusliche Gewalt, Schwangerschaften und Vieles mehr. Das ist tatsächlich in einigen Folgen auch recht gut dargestellt und kann sogar Spannung erzeugen.
Leider sind die eigentlich gut angelegten Figuren durchweg alle sehr wankelmütig. Das kann man durch ihr dargestelltes Alter erklären: Alles Teenager, keine gefestigten Meinungen oder Prinzipien. Aber ist das wirklich so, oder ist das nur der einfache Weg, um seltsame Charakterentwicklungen und überraschende Wendungen zu kreieren? Das wird besonders im Wahlkampf deutlich – das kann ich nur als Parabel auf Donald Trump verstehen. Niemand fragt Mitbewerber, was sie eigentlich wollen, es wird nur dumm gehandelt. Der eigentlich verhasste Drahtzieher steht im Hintergrund, aber niemand erkennt die offensichtlichen Verbindungen. Das ist alles leider recht doof, die Bewohner scheinen nur ein Gedächtnis von 10 Sekunden zu haben.
Trotzdem ist „The society” spätestens ab der Hälfte eine sehenswerte Serie, die sich auch einen schönen Cliffhanger gönnt, als es gerade interessant wird. Netflix hatte die 2. Staffel auch schon bestellt, aber aufgrund von Covid wurde es ihnen zu teuer, diesen großen Cast weiterhin zusammenzuhalten. Schade, denn ich hätte gerne noch mehr gesehen. Nur mit der 1. Staffel ist die Serie am Ende nicht zwingend zu empfehlen, weil sie anfangs zu lange braucht und am Ende nur einen Cliffhanger bietet.



