The Penguin – Geerdete Batman Story ohne Batman? Klappt das? Review Miniserie

Ein Novum meiner Seriensammlung bietet „The Penguin” aus dem Batman-Universum. Nicht nur weil es sich um eine der wenigen Superhelden-Verfilmungen handelt, die ich mag, sondern weil bestenfalls für den Genuss der Serie eine gewisse Vorerfahrung für diese typische Mafia-Geschichte notwendig ist.

Die Ereignisse der Miniserie starten eine Woche nach dem folgenreichen Ende des Films „The Batman” von 2022 mit Robert Pattinson in der titelgebenden Rolle. Colin Farrell spielt (kaum erkennbar, tolle Maskenbildner) im Film und auch in dieser Miniserie den Pinguin, Oswald Cobb, einen Handlanger innerhalb der Mafiafamilie Falcone, dessen Aufstieg Thema dieser Serie ist. Im Wesentlichen streiten die Mafiafamilien um die Vormachtstellung innerhalb der Stadt, da sich die Verhältnisse nach dem Ende von „The Batman” deutlich geändert haben. „Oz” versucht die gegnerischen Figuren bestmöglich gegeneinander auszuspielen, um es endlich selbst zu etwas zu bringen. Vergleiche mit James Gandolfini in „The Sopranos” sind absolut angebracht.

Wie es nach der Miniserie weitergeht, soll ein zweiter „The Batman”-Film erzählen, der bereits in Planung ist. Insofern ist „The Penguin” doppelt und dreifach besonders. Man braucht Vorerfahrung, der geneigte Batman-Zuseher weiß, wie es ausgeht und es ist ein Bindeglied zwischen zwei großen Kinofilmen einer sehr beliebten Franchise. Das sind alles nicht zwingend positive Eigenschaften, aber dennoch ist „The Penguin” sehr sehenswert. 

Grund dafür ist eine spürbare Erdung der Story. Batman oder andere Superhelden, Menschen mit unnatürlicher Stärke, gibt es nicht. Stattdessen bedient man sich auffällig an den Genregrößen und Klassikern der Mafia-Filme und -Serien. „Scarface“ und „Rififi“ werden als Haupteinflüsse der Autoren genannt, auch der „Pate“, „Goodfellas„, „The Sopranos“ und auch Inspirationen aus anderen Filmen der Batman-Reihe werden deutlich. Positive Überraschung und Entdeckung der Serie ist Cristin Milioti, die als Sofia Falcone die Antagonistin zu Colin Farrell darstellt und ihm in der ersten Hälfte der Miniserie geradezu die Show stiehlt. Am Ende wird ihre Figur mir zwar etwas zu comichaft, erinnerte mich zu sehr an Cruella De Vile, aber dennoch ist das eine Leistung, die ihr endlich den Makel der Mutter in der unsäglichen letzten Staffel von „How I met your mother” nehmen sollte und ihr hoffentlich andere gute Rollen beschert.

„The Penguin” sieht überwiegend sehr gut aus, der Produktionswert ist hoch, wie man auch in einigen Explosions-Szenen aus der Vogelperspektive sieht. Die Regie ist meist auf den Punkt, es gelingen einige schöne, erinnerungswürdige Bilder und auch beim Schnitt gibt es ein paar interessante Ideen. Gotham fühlt sich recht real (und sehr nach New York) an, was dem Worldbuilding hilft, die Abstinenz von Batman stört in dieser Mafiageschichte gar nicht. Das Ensemble überzeugt auf ganzer Linie. Die 4. Folge ist mein Favorit, die letzten Minuten der Folge sind ikonisch, die Folgen 5 und 6 nehmen – zu Gunsten von mehr Exposition als Vorbereitung auf den Showdown – etwas Tempo heraus. Die letzte Folge führt die Serie zu einem gelungenen, wie bitteren Ende und ist gleichzeitig Aufgalopp für mehr. Ich habe nach dem Ansehen von „The Penguin” nun auf jeden Fall mehr Lust auf den 2. „The Batman”-Film als zuvor.

84/100
Total Score
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