Oft kopiert und nie erreicht, ist „The Newsroom” die definierende HBO-Serie über eine Nachrichtenredaktion. Die von Aaron Sorkin erschaffene und geschriebene Serie folgt vor allem Newsanchor Will McAvoy (Jeff Daniels) und seiner Ex-Freundin und ausführenden Produzentin MacKenzie McHale (Emily Mortimer), die gemeinsam eine idealistische Nachrichtensendung kreieren wollen. „The Newsroom” brilliert mit einer der besten Pilotfolgen, die ich je gesehen habe.
Nachdem der vorherige ausführende Produzent des fiktiven Newssenders ACN (wie CNN oder Ähnliche) gemeinsam mit einem Großteil des Teams die Sendung im Streit verlässt, stellt der Chef des Kabelsenders die Ex-Freundin des Sendergesichts Will McAvoy als ausführende Produzentin ein. Will ist davon anfangs wenig begeistert, aber schon bald verbindet die beiden ein gemeinsames Ziel: Sie wollen eine Nachrichtenredaktion aufbauen, die täglich eine großartige TV-News-Sendung um 20 Uhr produzieren will und setzen sich dabei das Ziel wieder „echte Nachrichten“ zu produzieren. Keine Sensationsberichte, keine Banalitäten, mehr Investigativberichte und nicht so sehr auf darauf angepasst, was der Zuschauer angeblich sehen will. Zu Beginn wird somit der ewige Kampf der Medien zwischen Quote und Qualität ins Zentrum gestellt, denn die Senderverantwortlichen schauen natürlich vor allem auf die Quote, auch um Werbepartner zu erhalten. Neben dem aktiven Arbeiten, den Abläufen, den moralischen Fragen, der zerstörten politischen Landschaft und der journalistischen Ethik sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen häufig Thema in der von 2011-2014 veröffentlichten und abgeschlossenen Serie mit 3 Staffeln.
Leider verwendet die Serie am Ende von Staffel 1 und dem ersten Teil von Staffel 2 etwas zu viel Zeit auf diverse Liebesbeziehungen. Dabei weiß man sehr schnell, wo die Reise enden wird, durch andere „Interims“-Lebenspartner wirken diese Handlungsstränge unnötig aufgebläht. Das ist mein größter Kritikpunkt an der Serie. Denn ansonsten brilliert „The Newsroom” im Dialogbereich und ist in seinem Kernthema Journalismus in Verbindung mit Politik wirklich herausragend. Ich liebe es das Innenleben einer Nachrichtenredaktion zu sehen, vor allem wenn eine riesige Breaking News überraschend hineinflattert und ein Rädchen ins andere perfekt greifen muss, um großartige Sendungen zu produzieren. Vor allem wenn unten im Bild ein Datum eingeblendet wird, was suggeriert, dass das folgende eine echte Geschichte ist, kann die Serie punkten. Diese Momente werden gerade in der 2. Hälfte der 2. Staffel und komplett in der 3. Staffel häufiger, wenn sich die Serie mehr auf Journalismus fokussiert.
Aaron Sorkin, der als einer der begnadetsten Hollywood-Drehbuchschreiber gilt, zeichnet sich für das Drehbuch jeder Folge verantwortlich, was ein Faustpfand der Serie ist. Denn teilweise sind die Dialoge ein wahres Fest. Mal witzig, mal böse auf den Punkt, mal sehr lebensnah mit Gesprächen mit meist hoher Schlagzahl. Clever ist die Verbindung von Fiktion und Realität. Meist wird fiktiv über die Realität in der Handlungsspanne von 2010-2013 berichtet. Manchmal werden reale, geschichtsträchtige Aussagen von politischen Vertretern so in die Sendung eingebaut, als hätten sie tatsächlich mit ACN gesprochen, was der Authentizität der Serie hilft. Das Darsteller-Ensemble ist stark, gerade Jeff Daniels ist absolut herausragend, aber auch Olivia Munn, Alison Pill und Dev Patel wissen sehr zu überzeugen.
Staffel 1 beginnt unglaublich gut und zeichnet danach ein starkes Bild der amerikanischen Politiklandschaft. Vermutlich ist es gut, dass die Serie vor Trump als Präsident spielt, denn dann wäre sie vielleicht noch frustrierend oder auch resignierender geraten. So erkennt man hervorragend die Grundlage, die die Republikanische Partei für Trump schuf. In gewisser Weise bietet „The Newsroom” eine gelungene Ursachenforschung, wie es zu Trump kommen konnte. Die journalistischen Themen sind deutlich spannender als die Beziehungsgeschichten, die noch einen größeren Teil einnehmen.
Staffel 2 nutzt einen klassischen Kunstgriff, dass man in Folge 1 bereits in das Hauptthema der Staffel hereinschnuppern darf, wenn es eskaliert. Der Zwischenraum, beziehungsweise die ganze Exposition, wie es dazu kommen konnte, wird fortan in Flashbacks erzählt. Das funktioniert für die erste Episode sehr gut, führt aber im Verlauf zu Tempoproblemen. Ab Mitte der 2. Staffel nimmt die Serie den roten Faden konsequent in die Hand und liefert zum Abschluss der Staffel drei Highlightfolgen ab, die sich sehr auf auf journalistische Arbeit konzentrieren.
Die dritte Staffel umfasst leider nur 6 Episoden, doch dies führt dazu, dass die Staffel von vorne bis hinten keinerlei Pacing-Probleme hat. Staffel 3 ist „The Newsroom”, wie es immer sein sollte und wie sie gerne noch ewig hätten weitermachen können. Die extrem hohe Schlagzahl und ein weitgehender Fokus auf essentielle, journalistische Themen, sowie die Realitätsbezüge mit Whistleblowern und speziell Edward Snowden stehen der Serie ausgesprochen gut. Eine extrem würdige, großartige Abschlussstaffel.
„The Newsroom” sollte man gesehen haben. Vor allem, wenn man sich für journalistische Arbeit und die Medien- und Politiklandschaft in den USA interessiert, führt kein Weg an der besten aller Serien über das Arbeiten vor und hinter der Kamera einer Nachrichtensendung vorbei.



