Amazons große und hochangesehene Comedy-Serie über eine jüdische wohlhabende Hausfrau in den USA in den 1950er Jahren, die ihre Liebe zur Stand-up-Comedy entdeckt, war mit ihrer 1. Staffel ein Überraschungshit.
Rachel Brosnahan brilliert als Midge Maisel, die mit ihrem Leben eigentlich recht zufrieden ist, bis ihr Ehemann sich aufgrund einer Affäre und fehlendem Durchbruch in der Stand-up-Comedy sich von ihr trennen will. Während einer betrunkenen Eskapade greift sie stattdessen selbst zum Mikrofon, was ein Feuer in ihr entfacht, das von ihrer Managerin Susie (Alex Borstein) zum Lodern gebracht wird. Fortan möchte sie mehr vom Leben und wandelt auf feministischen Fußspuren, denn Stand-up-Comedy zu dieser Zeit ist natürlich vor allem männlich dominiert. Der Serie gelingt meist ein gelungener Spagat zwischen Bühnenauftritten und Midges Alltag mit Mann, Kindern und auch ihren anstrengenden Eltern (Vater dargestellt von Tony Shalhoub). Die Comedy steht nicht immer im Vordergrund, allerdings ist Midge eine lustige Person und auch einige der Stand-up-Gags wissen zu zünden. Für größtmögliche Authentizität und besser geschriebene Gags lohnt sich auch die englische Originalfassung, die deutsche Synchronisation erfasst viele der Pointen allerdings auch gut. Die 1. Staffel fängt durch ihre sehr interessante Ausgangssituation ziemlich stark an, kann die Qualität aber nicht komplett halten, das Ende ist aber wieder ein Highlight.
Staffel 2 fängt langsam an, der relativ seltsame Szenenwechsel nach Paris zieht erneut viel Exposition nach sich und verringert spürbar das Tempo. Leider wird auch nicht sonderlich viel Neues erzählt, sondern Altbekanntes in einem geographisch anderen Gewand. Nach Paris wird der Handlungsort an den Wohlfühl-Familienurlaubsort aus Midges Vergangenheit verlegt, wo Midge erneut die Bühnen belagert, was ihrer Familie weniger gut gefällt. In diesem Teil kann die Staffel mit guten Gags und Beobachtungen punkten. Qualitativ erreicht die 2. Staffel somit in etwa das Niveau von Staffel 1.
Staffel 3 beginnt mit einem Szenenwechsel auf die Tour eines Sängers in Las Vegas, Midge soll im Vorprogramm für gute Stimmung sorgen. Ansonsten rücken die finanziellen Probleme von Midges Eltern ein wenig in den Vordergrund, ihrer Managerin und ihrem Ex-Ehemann werden auch mehr Zeit eingeräumt. Der Konflikt zwischen Midge und ihrer Managerin steht im Zentrum der bis dahin schwächsten Staffel. Die Serie kann man immer noch angenehm leicht schauen, ohne ständig auf haarsträubende Probleme zu stoßen, aber das neuartige, spannende fehlt. Man fühlt sich weiterhin wohl in der Welt, aber darüber hinaus kann diese Staffel wenig bieten. Die Bühnenauftritte sind weiterhin gut, für einige können sie vielleicht sogar noch mehr herausreißen. Für mich sind sie eher Beiwerk, weil ich kein Stand-up-Comedy-Fan bin.
Staffel 4 tritt von vorn bis hinten auf der Stelle. Midge will nur noch selbst über ihr Programm bestimmen und das Rampenlicht mit niemandem teilen. Das führt dazu, dass sie keine Aufträge bekommt und stattdessen die Ansagerin in einem Stripclub wird. Auch sonst passiert nicht viel, den Nebenfiguren wird etwas mehr Zeit eingeräumt, vielleicht um davon abzulenken, dass man auf Richtungssuche war und nicht wusste, wie viele Staffeln noch folgen werden. Ein kleiner Handlungsstrang nach dem Motto: „Hauptfigur ist auf Selbstfindungstour“ ist völlig in Ordnung, aber die 8 Episoden à 1h sind dafür viel zu lang und lassen die Staffel langatmig wirken. Für mich die schwächste Staffel der ganzen Serie.
Staffel 5 ist der gelungene Abschluss einer zu langen Reise. Aber das habe ich bereits ausgeführt, ab jetzt wird gelobt. Endlich steht Midges Durchbruch im Mittelpunkt. Von Beginn lässt die Serie keinen Zweifel daran, dass sie wirklich berühmt wird. Verdient! Über sehr viele Zeitebenen und (nicht allzu gutes) Aging-Makeup verteilt, bekommt man kleine Eindrücke aus der fernen Zukunft von Midge, ihren Kindern und vor allem Managerin Susie. Schön, dass es mittlerweile eine Serie der beiden Hauptdarstellerinnen geworden ist. Inhaltlich schafft es Midge als Autorin in eine Late-Night-Show, was sich als deutlich spannenderes Umfeld als die letzten beiden Staffeln entpuppt. Die liebgewonnenen Figuren bekommen alle nochmal ihre Momente, man merkt den Machern die viel Liebe für die Charaktere an. Insgesamt gelingt somit ein schöner Abschluss und Abschied von Charakteren, die einem durchaus ans Herz gewachsen sind. Denn so ziellos wie die Mitte der Serie war, so klar und stringent war das Ende.
Insgesamt ist „Marvelous Mrs. Maisel” eine gute Dramedy-Serie, die sicherlich mindestens 1 Staffel zu lang ist, aber am Anfang und am Ende sehr zu überzeugen weiß. Leider kann ich auch nicht einfach empfehlen, Staffel 3&4 auszulassen, da sie relevant für die gesamte Handlung sind, qualitativ aber leider abfallen.



