„The Glory” ist eine koreanische vielschichtige, twistreiche Drama-Thriller-Serie mit dem koreanischen Lieblingsthema: Rache. Doch für die von der Vergangenheit gezeichnete Hauptfigur geht es nicht um schnelle Rache per Mord, sondern die Durchführung eines großen, hinterlistigen und sorgsam aufgebauten Racheplans um die Leben ihrer Peiniger zu zerstören.
Die Hauptthemen dieses Rachedramas mit Lovesstory und Verschwörungselementen sind Mobbing, körperliche und seelische Grausamkeit, Mord, Selbstmord, Korruption und die übliche Riesenportion der mächtigen Reichen. Diesmal wird das Thema der guten armen Leute gegen reiche böse Leute aber etwas ambivalenter dargestellt, weil hier neben zahlreichen ekelhaften reichen Charakteren auch positive ihren Platz in der Handlung erhalten. Die Serie ist hart, fies, konsequent und auch teilweise gewaltvoll, was natürlich gut zur Geschichte passt, aber einige eventuell abschrecken wird. Sollte es allerdings nicht.
Die Hauptfigur und Heldin der Geschichte Moon Dong-Eun (Song Hye-kyo) wurde in der Schule von einer Gruppe gemobbt und so stark misshandelt, dass sie an die Schwelle des Suizids getrieben wurde. Einige Jahre später beginnt sie nach vielen Jahren der dezidierten Planung mit ihrer Durchführung der perfekt geplanten Rache, die das Leben aller Täter und der tatenlosen Mitwisser und Zuschauer ruinieren soll. Doch sie sieht diese Rache nicht im klassischen Ermorden, sondern möchte die Täter leiden lassen, die auch gerne wissen dürfen, warum sie leiden. Der Erfüllung ihres Ziels schließt sich ihr Love Interest Joo Yeo-jeong (Lee Do-hyun) an, auch wenn sie von dieser Unterstützung zunächst nicht überzeugt ist. Gemeinsam setzen die beiden den Plan in die Tat um. Das heißt unter anderem: Beweise für damalige und aktuelle Vergehen der Täter finden, Menschen gegeneinander ausspielen oder auch gerne in der direkten Konfrontation auf den Tisch hauen und die Ratten damit aus ihren Löchern locken. Diese untypische Herangehensweise an die Rache wirkt frisch und clever.
Doch funktioniert die Handlung der Serie über ihre starke Prämisse hinaus? Für mich weitgehend schon. Der Anfang ist brutal, das Ende ist großartig. Ansonsten ist die erste Hälfte der Staffel, die aus insgesamt 16 Folgen besteht, von viel Exposition (und vielen Rückblicken) geprägt, der 2. Teil mit der in den Vordergrund rückenden Umsetzung des Plans nimmt Tempo auf und gipfelt in starken letzten Folgen. „The Glory” ist ein sorgsam gestricktes (sehr konstruiertes) Werk, das an einigen Stellen unnötig wirr erscheint, teilweise ein wenig den roten Faden verliert und etwas langwierig wirkt. Die Darsteller, die gute Produktion und die Highlight-Szenen reißen das insgesamt aber wieder problemlos heraus. Vor allem die zweite Hälfte der Staffel kann überzeugen.
Leider scheint es so, als sei die Serie vorzeitig nach einer Staffel beendet worden, obwohl die letzte Episode eigentlich auch deutlich Exposition für eine weitere Staffel sein wollte. Schade. Dennoch möchte ich die Serie durchaus empfehlen. Eine Rachegeschichte mal ganz anders erzählt.



