Steins;Gate – Überragende Zeitreise-Serie mit Comedy-Start. Review Miniserie

„Steins;Gate” ist eine seltsame und in der zweiten Hälfte absolut großartige Serie, die sich mit dem beliebten Thema der Zeitreisen, sowie unterschiedlichen Zeitebenen und Zeitlinien befasst. Dabei spielt natürlich der Schmetterlings-Effekt eine große Rolle, denn was passiert mit der Gegenwart und der Zukunft, wenn man etwas in der Vergangenheit ändert? Auch das allseits beliebte Zeitparadoxon wird häufiger zum Thema. Zunächst im Comedy-Bereich angesiedelt, wird die Serie später traurig, schwermütig, düster und zu einem fantastischen Psycho-Thriller-Drama mit Mysteryelementen.

„Steins;Gate” war eine der frühen, erwachsenen Animeserien, die mich komplett umhauen konnte. Nachdem ich in der ersten Hälfte die Faszination für die 24 oder 25-teilige Serie noch nicht wirklich greifen konnte, nimmt sie danach eine so dramatische Wendung, sowohl erzählerisch als auch tonal, dass ich vom Sog der Melancholie, den spannenden Charakteren und der durchdachten Hauptgeschichte mitgerissen wurde. Welche Fässer später geöffnet werden, ist atemberaubend mit anzusehen, im letzten Drittel war ich vollends in den Bann eines Animes gezogen, der sicherlich polarisieren kann. Die Serie basiert auf einem Videospiel, einem Adventure, das im Jahre 2009 veröffentlicht wurde, an die Nachfolgerserie „Steins;Gate 0”, die auf einer Visual Novel basiert, habe ich mich bisher noch nicht herangetraut.

Doch worum geht es? Der als leicht verrückt geltende Wissenschaftler Rintarō Okabe erfindet eine Form von Zeitreise-Gerät, genauer eine Möglichkeit Textnachrichten in die Vergangenheit zu senden. Er schart eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern und Helfern um sich herum, um dieses Phänomen weiter zu untersuchen, darunter auch die talentierte, schlaue Wissenschaftlerin Kurisu. Doch weil die Gruppe stets sanft die Gegenwart verändert, wirkt Rintarō Okabe mehr und mehr wahnsinnig, weil seine eigene Realität ständig wechselt und Figurenkonstellationen anders sind. Darüber hinaus ist eine mysteriöse Organisation namens SERN den Wissenschaftlern auf den Versen und bedroht sie. Das ist nur der Beginn einer Geschichte, die im weiteren Verlauf extrem dramatisch und anteilig depressiv wird, aber mit einem starken Abschluss punkten kann.

Zu Beginn ist die Serie eher auf Comedy ausgelegt, was teils funktioniert, teils leicht nervig ist. Das liegt daran, dass die Charaktere gewöhnungsbedürftig sind und die Streitereien untereinander sich häufig im Kreis drehen und wiederholen. Die Hauptgeschichte rund um die Kommunikation mit der Vergangenheit und ihre Auswirkungen ist aber durchweg interessant. Ab der Mitte der Serie (Folge 12) ändert sich alles. Das Genre wechselt auf Drama und die Serie bekommt eine ganz andere Schwere, die auch aufgrund der vorherigen breiten Charakter-Exposition sehr gut funktioniert. Ab diesem Zeitpunkt kann „Steins;Gate” komplett überzeugen, die Psychothriller-Komponente wird mit einem verzweifelten Versuch der Zeitmanipulation gekonnt verbunden, während Gegner unseren Helden auf den Versen sind. 

Insgesamt ist „Steins;Gate” eine tolle und durchdachte Serie mit sehr vielen cleveren Überlegungen und schwierigen, harten, konsequenten Entscheidungen, die getroffen werden. Zahlreiche eigene, frische Ideen treffen auf die klassischen Versatzstücke des Zeitreise-Genres und führen zu einer unverwechselbaren Melange. Wenn die schwächeren, langatmigeren ersten 12 Folgen nicht wären, würde meine Bewertung noch besser ausfallen. Deswegen mein Tipp: Dranbleiben, vertraut mir und dem Web, ab Episode 12 wird es großartig.

85/100
Total Score
Nach oben scrollen