Souls – Mutiger, deutscher, dystopischer Mystery-Geheimtipp. Review

In einer weiteren Zukunft-Zeitebene versucht die Tochter (Lili Epply) des ursprünglichen Piloten, einen Kult zu infiltrieren, der von einem Sebastian geleitet wird, der seinerseits behauptet, dass er Menschen „rückführen“ könne in ihr altes Leben. Das klingt alles ziemlich wirr? Es wird noch wirrer und auch noch ein bisschen „murmeltierig„. Denn eine Zeitschleife rund um Allie (Julia Koschitz), die Frau des damaligen Piloten, ergänzt die Verwirrung. Um das einmal vorweg zu nehmen: Nein, „Souls” ist kein „Dark” und langsam nervt es auch, dass jede deutsche Mystery-Serie damit verglichen wird. Das zeigt nur, dass in Deutschland zu wenig das Mystery-Genre bespielt wird, mutmaßlich weil das nicht das Lieblingsgenre der Fördertöpfe darstellt.

Leider ist der Anfang der Geschichte vor allem wirr und die Folgen 2 & 3 finden überhaupt keinen roten Faden. Die Darstellung der Zukunft leidet ein wenig unter dem mutmaßlich nicht allzu hohen Budget, die Vergangenheit an vielen Fragezeichen, die Gegenwart um Jacob (Aaron Kissiov) ist aber von Beginn an überzeugend. Ab der Mitte, spätestens ab der zweiten Hälfte der 8-teiligen Serie, wird die Handlung aber klarer, stringenter und spielt ihre Genrefilmstärken gut aus. Ab diesem Zeitpunkt wird die Serie auch ein bisschen blutig und konsequenter, die Bilder wirken dabei ästhetisch und kreativ konzipiert, teilweise gelingen echte Hingucker. Die Darsteller wirken von Beginn an sehr authentisch und werden mit fortschreitender Story auch besser, finden sich gut in ihre Rollen hinein. Gerade die jüngere Generation oder aber auch ein starker Godehard Giese wissen zu überzeugen. Der Soundtrack ist auffallend und untermalt die Atmosphäre der Serie gekonnt, das Geigenhighlight „Bliss“ ist wirklich unnötig fantastisch! 

Vielleicht ist „Souls” am Ende nichts Weltbewegendes, wahnsinnig Erhellendes oder super Cleveres, aber ich empfinde das Drehbuch im Verlauf der Serie als eine Stärke. Die Geschichte wird gut, konsequent und fies zu Ende gebracht und das ist viel wert bei einer Serie, die vorher so viele Fragen aufwirft. Ich war am Ende auch emotional dabei, die letzte Folge und speziell die Szene in der Bar ist zwar kitschig, aber auch wunderschön. 

Ich empfand die 2. Hälfte der Serie als sehr gelungen. Der Weg dahin ist nur leider etwas beschwerlich, so dass möglicherweise viele von der ersten Folge bereits abgeschreckt werden. Ich möchte aber ein Plädoyer abgeben: Bleibt dran, es lohnt sich und 8 Episoden bedeuten auch nicht zu viel Zeitaufwand. Das niedrige IMDb-Rating ist auf jeden Fall Quatsch.

78/100
Total Score
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