„Silo” basiert auf einer gleichnamigen Romantrilogie, die wiederum offensichtlich lose auf der Grundidee von den „Fallout”-Spielen basiert. Doch im dystopischen Sci-Fi/Drama-Mix „Silo” ist die Außenwelt noch deutlich geheimnisvoller, den Menschen wird erzählt, dass sie außerhalb des Silos sofort sterben würden.
Innerhalb des Silos gibt es ein Herrschaftssystem mit demokratisch gewählter Bürgermeisterin, einem Sheriff, der IT und der Justiz, theoretisch handelte es sich um eine Gewaltenteilung. Die Menschen leben auf den zahlreichen Ebenen des Silos (über 100) und sind technologisch etwas unterentwickelt. Niemand weiß so recht, was vor dem Leben im Silo passierte und was draußen ist. 80 Jahre vor der Gegenwart der dargestellten Handlung soll es zu einer großen Rebellion gekommen sein, die alle Dokumente der alten Zeit vernichtete.
„Silo” bietet damit eine spannende Prämisse, die innerhalb einer mutigen und überzeugenden Pilotfolge, die das Ziel bereits formuliert, gut umrissen wird. Denn es gibt Gerüchte und vielleicht sogar Beweise, dass die Obrigkeit des Silos die Bewohner belügt und die Außenwelt vielleicht gar nicht so tödlich sein könnte, wie behauptet wird. Festgeschrieben im „Pakt” (sowas wie das Grundgesetz oder die Bibel des Silos) ist dazu, dass Bewohner jederzeit darum bitten dürfen das Silo in einem Anzug zu verlassen, was unwiderruflich und ein großes Spektakel für die Bewohner ist. Sie können die Zeremonie des Verlassens per Kamera live beobachten. Neben dem freiwilligen Versuch, das Silo zu verlassen, kann dies auch als Bestrafung für Insassen verwendet werden.
Staffel 1: Nachdem Folge 1 der zehnteiligen Staffel eine Einführung in die Welt bedeutet, fokussiert sich ab Episode 2 vieles auf Juliette Nichols (Rebecca Ferguson), die Nachfolgerin des Sheriffs werden soll und Nachforschungen verschiedener Art anstellt. Die ersten 3 Folgen sind sehr interessant, danach geht die Handlung in der Mitte durch ein Tal, das auf der Stelle tritt und nur tröpfchenweise Infos preisgibt, bis das Tempo mit den letzten 3 Folgen wieder anzieht und sich auf seine Kernfrage besinnt: Was ist da draußen und wer kontrolliert das eigentlich alles? Das gipfelt in einer starken letzten Episode.
Manchmal etwas ungelenk und konstruiert wirkend, sollte man alle Handlungen, die „Silo” unternimmt, um die Story voranzubringen, manchmal nicht allzu sehr hinterfragen. Die Grundidee, das Setting und die Welt sind aber sehr spannend und interessant, das Herrschaftssystem ist weitgehend greifbar und nur in kleineren Teilen weniger nachvollziehbar. Darüber hinaus ist das Darstellerensemble gut, gerade Tim Robbins sticht positiv hervor.
Die 2. Staffel nimmt nach dem sehr spannenden und guten Ende der letzten Staffel schnell wieder Tempo heraus und steckt den Dschinn zurück in die Flasche. Im weiteren Verlauf entwickeln sich daraus zwei parallele Handlungsstränge an verschiedenen Orten. Die eigentliche Hauptfigur Juliet wird in lang andauernde, langatmige Aufgaben verwickelt, die an Videospiel-typische Fetch-Quests erinnert (mit Auftraggeber reden, was suchen, zurückkommen), die Hauptstory lange nicht voranbringen und auch in Sachen Lore nicht wahnsinnig viel liefern. Währenddessen wird die Geschichte um IT-Chef Holland und die anderen Figuren intensiviert, was den deutlich interessantere und spannendere Teil der Geschichte darstellt. Hier werden konsequente Entscheidungen getroffen, die Welt und das Ökosystem Silo weiter erklärt und durch Informationshappen bekommt man mehr Einblicke in die spannende Vergangenheit. In der Mitte der Staffel muss man sich fragen, warum so viel Zeit auf Verschwörungen und Pläne verwendet wird und man etwas auf der Stelle tritt. Zunächst wirkt das wie fragwürdige Charakterentscheidungen, doch das Ende bietet genügend Aufklärung, dass man zumindest im Nachhinein die Dinge nicht mehr blöd findet, die einen vorher aufregten. Was mich auch am Ende noch aufregte: Dass bestimmten Personen etwas sehr Wichtiges erzählt wird und wir als Zuschauer bewusst nicht hören, was gesprochen wird, wirkt wie ein Hinhaltetaktik, dass man auch ja noch dranbleibt. Das Cliffhanger-Ende der 2. Staffel schlägt in dieselbe Kerbe.
Insgesamt ist Staffel 2 schwächer als die erste Staffel, die Handlung im Vault und das Ende sind aber wieder auf einem guten Niveau. Es soll wohl insgesamt 4 Staffeln geben, ich könnte mir vorstellen, dass das in dieser Länge gut funktionieren kann. „Silo” ist aktuell noch eine Empfehlung, gerade wenn man schon die „Fallout”-Serie mochte. Silo ist allerdings die erwachsenere Version, ohne Comedy und Ghouls.



