Signal – Krimi+Zeitreise = starkes koreanisches Thriller-Drama. Geheimtipp! Review

„Signal” ist ein seltsamer, aber gelungener Genremix von Krimi & Zeitreise-Elementen und vereint damit zwei meiner Lieblingsgenres gekonnt in einer absurden Geschichte. Damit ist „Signal” eine ziemlich einzigartige Geschichte, die ich damals leider nur im Originalton ansehen konnte. Doch seit April 2023 gibt es dank Paramount+ eine deutsche Synchronfassung, so dass jetzt jeder in den Genuss von „Signal” kommen kann, ohne die Untertitel Hürde meistern zu müssen.

Park Hae-young (Lee Je-hoon, „Move to Heaven”) musste in seiner Vergangenheit den Entführungs- und Mordfall eines jungen Mädchens mit ansehen, was ihn nicht mehr loslässt. Obwohl er seitdem kein großer Fan der Polizei ist, will er es in der Gegenwart im Jahr 2015 besser machen, denn er ist Polizeibeamter und Profiler. Eines Tages findet er mehr zufällig beim Verfolgen einer Fährte eines alten, ungeklärten Mordfalls ein Walkie-Talkie, die Stimme auf der anderen Seite hilft ihm schließlich, einen Durchbruch in seinem Fall zu erzielen. Doch nun beginnt die Geschichte seltsam zu werden, denn wie sich herausstellt, ist die andere Person am Funkgerät Polizeikommissar Lee Jae-han (Cho Jin-woong), der sich 15 Jahre in der Vergangenheit befindet!

Die beiden arbeiten fortan auf diese merkwürdige Art zusammen in unterschiedlichen Zeitebenen an den gleichen Fällen, die in der 2015er Gegenwart eben noch ungelöste Fälle sind. Hae-young hält diese ungewöhnliche Hilfe zunächst geheim, doch er erhält aufgrund seiner Erfolge Aufmerksamkeit und eine Cold Case Einheit unter der Leitung von Cha Soo-hyun (Kim Hye-su, „Juvenile Justice”) wird um ihn herum gebildet. Soo-hyun bildet ein spannendes Bindeglied zwischen den Zeitebenen, denn sie hat mit dem Kommissar aus der Vergangenheit, Jae-han, noch in seiner Anfangszeit zusammengearbeitet. Dieser spannende Prämisse klingt komplizierter als die Serie letztlich ist, aber der Zeitaspekt (ähnlich wie bei „Dark”) fügt den klassischen Kriminalfällen eine hochinteressante Komponente hinzu, die die Serie frisch wirken lässt.

Inhaltlich werden im Verlauf der Geschichte nach der starken Pilotfolge zahlreiche unterschiedliche Cold Case Fälle behandelt, deren jeweilige Lösung etwa zwei bis drei Episoden in Anspruch nimmt. Die Serie wirkt dadurch zwar etwas fragmentiert, doch im Zentrum stehen die übergeordneten Fragen, wie und aus welchen Gründen dieses „Tor in die Vergangenheit” existiert, wie man es am besten nutzen kann und was Veränderungen in der Vergangenheit in der Zukunft anrichten. Zudem lauert bei jedem der drei Hauptcharaktere auch ein ungelöster Fall aus der Vergangenheit im Hintergrund, der irgendwann in den Vordergrund rückt, wenn die einzelnen Fälle und die Haupthandlung immer persönlicher für ihre vielschichtigen, interessanten Figuren wird. 

„Signal” umfasst insgesamt 16 Episoden, die sich alle zwischen einer und eineinhalb Stunden einpendeln. Für Serienfans, die bisher noch nicht in Kontakt mit koreanischen Serien gekommen sind, wird die Serie etwas überdramatisiert wirken, da der Emotionalität freien Lauf gelassen und auch relativ viel geweint wird. Tatsächlich ist dies aber immer sinnvoll innerhalb der Handlung begründet und wird gekonnt von passender Musik unterlegt. Die Hauptdarsteller liefern alle sehr gute Leistungen ab, Faustpfand der Serie ist aber ihr wilder Genremix, die Zeit wird häufig manipuliert – mit all ihren Auswirkungen.

Die Serie ist hochwertig produziert, allerdings ohne inszenatorisch besonders hervorstechen. Ein kleiner Makel sind mögliche kleinere Logikprobleme, die manchmal schnell in der Hintergrund gedrängt werden. Das ist allerdings leider ein übliches Problem, wenn man sich mit Zeitparadoxen beschäftigt und da ich mich auf die Untertitel verlassen muss, ist das für mich nicht mehr als ein kleiner Makel. Das Tempo nimmt zum Ende der ersten Hälfte etwas ab, doch ab der Highlightfolge 8 nimmt die Handlung an Fahrt auf. Ich empfand den Verlauf der Serie, auch in Vorbereitung des Endes, sehr spannend und hochinteressant. Doch leider bietet die letzte Episode keinen fulminanten Abschluss. Das liegt weniger daran, was erzählt wird, sondern mehr an überstürzten Handlungen. Man merkt der letzten Folge an, dass die Macher sich dafür mehr Zeit hätten lassen sollen, um die Dinge genauer zu beleuchten. Das Ende konnte mich und viele andere leider nicht ganz zufrieden stellen.

Zusammenfassend ist „Signal” eine innovative, meist clevere, einzigartige Serie, die es in ihrem mutigen Genremix und ihrer hohen Qualität so weltweit kein zweites Mal gibt. Trotz einem leicht enttäuschenden Ende möchte ich die Serie grundsätzlich allen Krimi- oder Zeitreise-Fans empfehlen, denn die Prämisse, sowie eine Vielzahl an Folgen ist wirklich ganz großartig.

86/100
Total Score
Nach oben scrollen