Eine britisch-japanische Koproduktion. Das japanische „Narcos“ in der Hinsicht, dass wir nun viel mit Yakuza zu tun haben und dass man etwas weniger als die Hälfte des Plots in japanischen Untertiteln serviert bekommt.
Das dürfte aus meiner Sicht auch zu einigen der eher schwächeren Bewertungen geführt haben. Denn „Giri/Haji” ist eine wirklich gut konzipierte, zum Teil stilistisch frische Serie. Ein japanischer Kommissar wird, um den Frieden zwischen den Yakuza in Tokio aufrechtzuerhalten, nach London geschickt, um seinen totgeglaubten Bruder zu verhaften und auszuliefern. Dieser hatte dort mit dem Familienschwert einer Yakuza-Familie das Mitglied einer anderen ermordet. Nun beginnt eine Jagd, die die Themen Familie, Yakuza/britische Gangster, Polizei, Ehre und Moral abbildet.
Sicher teilweise etwas klischeehaft und manchmal etwas zu sehr auf die Nase, schafft es die Serie die meisten Charaktere hintergründig zu beleuchten, so dass man ihre Entscheidungen vollumfänglich verstehen kann. Dabei schafft es die Serie, dass man Sympathien zu den Charakteren aufbaut, obwohl diese eigentlich immer stark ambivalent sind. Ein bisschen gelungene (und teils auch weniger gelungene) Situationscomedy lockert die ansonsten recht schweren Themen auf. In Sachen Produktion und Machart kann man einige schöne optische Spielereien bemerken. So sind z.B. die Rückblenden in einem gezeichneten Filter gehalten und auch sonst gibt es mit Splitscreens und Co. einige schöne Ideen.
Die Serie nimmt sich zu Beginn vielleicht etwas zu lange Expositionszeit mit vielen Dialogen und kommt erst mit der starken Folge 4 richtig in Schwung. Etwas problematisch ist, dass die Serie einfach zu konstruiert ist. Kommissar Zufall spielt schon sehr häufig die Hauptrolle, um die Geschichte voranzutreiben, indem er immer für die richtigen Figurenkonstellationen und Zeitabläufe sorgt. Ich konnte darüber, aufgrund der guten Atmosphäre und der frischen Yakuza Japan-London Verbindung aber meist darüber hinwegsehen. „Pflicht und Schande” ist ein kleiner Geheimtipp, weil das Setting gut funktioniert und sich stilistisch etwas getraut wurde, bis hin zu einer ganz absurden Entscheidung innerhalb der letzten Folge.



