Paradise – Nach dem Mord am US-Präsidenten ist alles anders. Review Staffel 1

„Paradise” ist eine Serie, über die man am besten so wenig wie möglich weiß, denn ansonsten fällt der erste große Twist am Ende der 1. Folge vollständig ins Wasser. Die Handlung beginnt mit dem Mord am US-Präsidenten, doch das ist bei Weitem nicht das Absurdeste, was passiert. Schnell vermengen sich Elemente des Krimis („Whodunit?”) mit denen des Verschwörungsthrillers, des Familiendramas und auch einigen dystopischen Momenten. Dabei wird die Geschichte in der Gegenwartsebene und zahlreichen Rückblenden erzählt, die aber nie stören, sondern oftmals spannender als die Aktualität sind.

Im Mittelpunkt steht Xavier Collins (Sterling K. Brown, sehr gut), der oberste Bodyguard und Personenschützer des US-Präsidenten (James Marsden, „Westworld”, „Jury Duty”, auch sehr gut), der mit seinen beiden Kindern in einer beschaulichen Vorstadt lebt. Doch eines Morgens findet er den Präsidenten tot in seinem Zimmer – offenbar nicht im Weißen Haus – woraufhin der Ernstfall ausgerufen wird. Nachdem er zunächst versucht, in seinem kleinen Team Indizien für den Täter zu finden, werden die Ermittlungen schnell von höherer Stelle übernommen und Xavier selbst gerät ins Fadenkreuz der Ermittler. Denn das vermeintliche Idyll ist nicht so paradiesisch, wie es scheint, und auch Xavier hatte Probleme mit dem Präsidenten. Wer nun vermutet die Handlung bereits grob vorhersehen zu können, der wird überrascht. Denn das Ende der 1. Folge wirft gekonnt die Vorzeichen über den Haufen und geht einen eigenen Weg. Fortan entwickelt sich die Geschichte organisch und verwendet im Verlauf viel Zeit auf das Worldbuilding, die Vergangenheit und bestimmte Charaktere.

Nach der ersten starken Episode kehrt danach etwas Ruhe ein, ehe es ab Folge 6 wieder spannender wird. Doch das große Highlight ist die fantastische 7. Episode, die endlich das zeigt, was man seit Folge 2 sehen möchte. Die abschließende Folge verhandelt den Kriminalfall (dessen Auflösung vielleicht etwas enttäuscht) eher beiläufig und ist stattdessen noch viel mehr Aufgalopp für eine 2. Staffel, auf die ich allerdings richtig Lust habe. Der neue, große Handlungsstrang verspricht auf jeden Fall einiges. Die Serie ist gut produziert, besonders fällt natürlich die Nutzung von 80er Musikhits auf, die der jeweiligen Folge eine Struktur geben und meist im weiteren Verlauf von einem Cover desselben Songs abgerundet werden. „Another Day in Paradise” ist dabei das treffende Leitmotiv.

Zusammenfassend möchte ich „Paradise” empfehlen. Es gibt zwar etwas Leerlauf nach der guten Auftaktfolge, aber vor allem die großartige Episode 7 und die spannende Prämisse für Staffel 2 überzeugen durchweg. Die Darsteller sind gut, die Produktion ist solide, ein paar kleinere Drehbuchmängel („Ich muss dir unbedingt was erzählen, aber erst morgen früh” – was passiert wohl in der Zwischenzeit…) sind verschmerzbar, die Atmosphäre und Musik runden die Serie gut ab. Mir hat die unerwartete frühe Richtungsänderung sehr zugesagt, die Serie gewinnt dadurch eindeutig – anderen wird es weniger gefallen. Ich hoffe nur, dass es vernünftig weitergeht und die Macher ihren Endpunkt kennen und diesen nicht in unendlich vielen Staffeln erreichen wollen.

81/100
Total Score
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