„Ozark” ist Netflix Antwort auf „Breaking Bad” mit Jason Bateman und Laura Linney in den Hauptrollen, deren Familie bedroht wird, weswegen sie als sinnvolle Rädchen in einem Drogenimperium funktionieren müssen. Man darf sich zurecht die Frage stellen: Brauche ich eine ähnliche Familien-Drogengeschichte, aber doch anders mit schwächeren Darstellern und schlechterer Story? Das ist „Ozark” gegenüber natürlich nicht komplett fair, aber der Vergleich beherrscht leider meine Gedanken zur Serie. Letztlich bleibt ein: Kann man machen, muss man aber nicht.
Zu Beginn kommt es durch einen unglücklichen Umstand dazu, dass die Familie Byrde, bestehend aus Marty (Bateman), Wendy (Linney) und ihren 2 Teenager Kindern von Chicago in die sumpfigen Ozarks ziehen und dort für ein Drogenkartell Geldwäsche betreiben müssen. Denn leider ging ein Geldwäsche-System mit dem mexikanischen Drogenkartell so gar nicht auf und das Leben der Byrde-Familie ist erheblich bedroht, so dass Marty in einem schlauen Moment anbietet in den Ozarks ein großes Geschäft aufzuziehen. Doch auch in den Ozarks gerät die Familie schnell in Konflikte mit der lokalen Kriminalität, zunächst Kleinkriminellen in ihren Wohnwagen, wie den Langmores, deren Abkömmling Ruth (Julia Garner) das charakterliche und darstellerische Highlight der Serie bildet, aber auch mit einem größeren Drogenimperium. Marty geht in seiner Rolle als wichtiges Zahnrad mit Überblick über die Zahlen im Drogengeschäft allerdings beruflich auf, da er Finanzberater ist.
Im Verlauf der insgesamt 4 Staffeln steht die Familie stets am Rand des Abgrunds und muss die Kriminellen, sowie die Ermittlungsbehörden clever gegeneinander ausspielen um selbst am Leben zu bleiben und gleichzeitig auch einen möglichen Ausweg aus ihren kriminellen Verwicklungen zu finden. Dabei müssen sie sich immer wieder korrekt positionieren im Spannungsfeld von häufig neu geschickten Drogenkartell-Beaufsichtigern, den lokalen Gangstern, dem FBI, der Politik und dabei auch noch die Kinder bei Laune halten, die keine Lust auf den Umzug hatten. Dabei entwickelt sich die Geschichte fortwährend weiter und hat einige vernünftigere und schwächere Wendungen und Twists parat.
Zusammenfassend (einige werden sagen, dass das der Serie nicht gerecht wird) ist „Ozark” eine schlechtere Variante von „Breaking Bad”, die sehr viele Versatzstücke von der Erfolgsserie übernimmt oder leicht abändert, ein etwas schlechteres Darsteller-Ensemble zu bieten hat und der etwas der lange rote Faden fehlt, stattdessen stehen die Staffeln mehr für sich. Auch bei „Ozark” gibt es stets den nächstbesten Antagonisten, den man aus dem Weg räumen oder unschädlich machen muss, aber auch diese Figuren sind einfach nicht so stark wie im Vorbild. Einige Verläufe der Handlung konnten mich leider nicht überzeugen, sie wirken eher seltsam, ich brauche auch nicht den möglicherweise tiermordenden (und deshalb Serienkiller-) Sohn. Besonders in Staffel 3 werden krampfhaft neue Paare gebildet, damit die Story am Ende funktioniert. Darin erfindet man auch schon mal lange verschollene Brüder und Co, damit die Konstruktion am Ende irgendwie zu einem halbwegs sinnvollen Punkt gelangt. Auch in Staffel 4 geht es mit neuen Figuren munter weiter, die für Twists in der Story sorgen sollen. Gerade in der Abschlussstaffel empfand ich die Drehbücher als etwas faul, so dass am Ende ein Grundgefühl von „hätte man besser machen können” verbleibt. Langatmigkeit wechselt sich ab mit akuter konsequenzbeladener Action, während man keine Figur und keinen Charakter mehr wirklich nachvollziehen kann und die letzten Sympathiepunkte verfliegen. Somit war ich mit der finalen Staffel leider nicht zufrieden, was die Serie in ihrer Gesamtheit leider einige Prozentpunkte kostet. Die ersten beiden Staffeln mit dem Setup sind zwar nicht sonderlich originell, aber noch auf einem relativ hohen Niveau, danach büßte die Qualität etwas ein.
All diese Kritikpunkte klingen vielleicht etwas zu negativ oder unfair, aber für mich steht „Breaking Bad” so deutlich im Raum, dass ich diesen Vergleich leider anstellen muss. Diesen Vergleich verliert „Ozark” deutlich. Doch auf der positiven Seite ist „Ozark” eine gute, hochwertige Produktion, die sich Zeit für ihre Charaktere nimmt und immer wieder krasse, harte Szenen zeigt und auch vor Konsequenzen nicht zurückschreckt. Leider wird die Serie im weiteren Verlauf nach Staffel 2 schwächer, aber dennoch ist das nach 4 Staffeln und 44 Episoden beendete „Ozark” eine insgesamt unterhaltsame, wenn auch manchmal etwas ziellose Serie.



