Olive Kitteridge – Biopic einer depressiven Misanthropin. Review Miniserie

 „Olive Kitteridge” ist eine 4-teilige Biopic-Mini-Dramaserie und Romanverfilmung aus dem Hause HBO, die insgesamt 25 Jahre im Leben der titelgebende Olive und ihrer Familie umspannt. Die Serie gewann 2015 insgesamt 8 Emmys, die ich nicht zwingend verstehe, obwohl ich die Serie durchaus für sehenswert, aber auch etwas langatmig halte.

Die Serie wählt eine episodische Erzählweise, bei der einzelne markante Szenen, Situationen mit deutlichen Auswirkungen repräsentativ für diesen Lebensabschnitt und die nicht erzählten Jahre stehen. Im Zentrum steht Olive (Frances McDormand, sehr gut), zu Beginn eine strenge Mathematiklehrerin, die mit Depressionen kämpft und offensichtlich Probleme hat, sowohl ihren Mann als auch ihren Sohn wirklich zu lieben. Sie wirkt unglücklich, ist immer nur auf das Negative fokussiert, zudem ist sie zu Menschen zunächst barsch und abweisend. Eine gewisse Misanthropie oder zumindest eine vorschnelle Ablehnung von Menschen aus Selbstschutzgründen kann man ihr durchaus unterstellen. Darüber hinaus werden auch noch andere Charakterschwächen deutlich, denn mit Eifersucht und familiären Problemen fällt es ihr sehr schwer umzugehen. Neben Olive nimmt sich die Serie auch Zeit darauf zu blicken, wie ihre Familie mit ihr umgeht und welche Auswirkungen Olives Verhalten auf sie hat.

Die größte Stärke der Serie sind ihre Darsteller. Frances McDormand ist großartig in der Hauptrolle, Richard Jenkins spielt ihren herzensguten Ehemann glaubwürdig. Auch darüber hinaus sieht man immer mal wieder einige bekannte Gesichter in den Nebenrollen. Eine weitere Stärke dieser dialoglastigen Serie liegt in den Dialogen, die zum Teil sehr pointiert geschrieben sind. Zudem begrüße ich es ausdrücklich, dass in dieser Miniserie mal eine alternde, unsoziale Frau im Mittelpunkt steht. Das führt zu einem anderen Blickwinkel und einer gewissen Einzigartigkeit der Serie, obwohl die Familienprobleme doch sehr klassisch und typisch dargestellt werden. Leider war mir die Serie etwas zu langatmig, trotz ihrer kurzen Laufzeit und ich konnte letztlich nicht genügend Sympathien für die Hauptfigur entwickeln, um wirklich involviert zu sein. 

Zusammenfassend verstehe ich das sehr positive Kritiker Echo nicht, weil mir die Miniserie leider nicht so viel geben konnte. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade die Zielgruppe der mittelalten Frauen mit der Serie mehr anfangen kann und sich darin besser wiederfindet. Deswegen kann ich die solide produzierte Serie mit guten Darstellern dennoch leicht empfehlen, allerdings nicht für alle.

76/100
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