Narcos: Mexico – Spinoff auf gutem Niveau. Review ganze Serie (Staffeln 1-3)

Das Spinoff zu Narcos beschäftigt sich mit dem Beginn der Drogenkartelle in Mexiko. Allerdings fühlt sich das Spinoff vollständig wie Staffel 4 der Hauptserie an, als hätten die Verantwortlichen direkt weiter gefilmt. Entstanden ist dabei etwas, was mehr an die 3. Staffel des Originals, als an die beiden überragenden ersten beiden Staffeln heranreicht.

Endlich mal wieder schön eine Serie lesen. Meine Warnung und Bitte, die Untertitel-Hürde zu überspringen, ist bei Narcos: Mexico noch etwas deutlicher zu formulieren als beim Original. Denn obwohl wir erneut zwei verschiedene Blickwinkel im Hauptfokus haben, DEA auf der einen Seite, Drogenkartelle auf der anderen Seite, schlägt das Pendel im Spinoff mehr in Richtung Kartelle aus. Somit ist der Spanisch-Anteil noch etwas höher als im Original, geschätzt vielleicht bei 60-70%. Wenn man allerdings schon Narcos geschaut und gemocht hat, dann war das die perfekte Vorbereitung für das Spinoff. Andersherum anschauen, ergibt aber auch grundsätzlich wenig Sinn.

Die Handlung ist zunächst in den 1970er angesiedelt und basiert auf realen Ereignissen in Mexiko, ebenfalls leicht dramatisiert und verändert, aber eben im Kern an der wahren Geschichte orientiert. Dort versucht Felix Gallardo (Diego Luna) zunächst das weltweit größte Cannabis-Geschäft auf die Beine zu stellen, zunächst noch von örtlichen Drogenbaron beauftragt. Dabei schließt er zahlreiche Kooperation und agiert unter dem Schutz des korrupten hochrangigen Mitglieds der Ermittlungsbehörden, die Arbeit der eigene Behörde immer wieder sabotiert. Somit entsteht das Guadalajara-Kartell. Doch Cannabis alleine reicht natürlich nicht aus für ein Drogenimperium, so ist der Wunsch nach einer Expansion in den florierenden Kokainhandel dominierend. Man möchte etwas vom Kuchen aus Kolumbien, rund um Escobar, abhaben, in dem man die Drogen durch Mexiko schmuggelt. Doch die DEA und der US-amerikanische Kongress intensivierten in den 1980er die Jagd auf die Drogenbarone.

Die Produktion ist weiterhin auf einem hohen Niveau, es gibt diesmal auch stark konzipierte, schön stilisierte Actionsequenzen, die dank guter Kameraarbeit hervorragend eingefangen werden. Die Kartell-Seite ist schauspielerisch etwas stärker als die DEA Seite, was sich auch in den Hauptdarstellern (Diego Luna > Michael Pena) widerspiegelt, aber Scoot McNairy als Erzähler und DEA-Agent überzeugt. Die Handlung und die Dialoge sind etwas schwächer als im Vorbild, teilweise ist die Spanisch- und Dialogdichte doch etwas sehr hoch um die jeweilige Folge nicht als etwas langatmig zu empfinden. Die absolute Highlightfolge ist natürlich die 5. Episode der 1. Staffel, die Nostalgiefolge, die an die Hauptserie anknüpft und einen alten bekannten zeigt. Auch das Ende der 1. Staffel ist allerdings stark.

Staffel 2 dreht sich um die Phase der Macht der von Diego Luna gespielten Figur. Highlights bleiben weiterhin die bekannten Gesichter aus Kolumbien, aber auch die Nebencharaktere der verschiedenen mexikanischen Kartells werden gut aufgebaut. Die Lesezeit ist aber bei gefühlt 70%, es wird sich noch etwas mehr in den Dialogen verloren, während die Hauptgeschichte nicht so viele Sprünge oder Höhepunkte zu bieten hat, wie noch in der 1. Staffel. Auch die DEA Seite bekommt genügend Raum mit einem durchaus interessanten neuen Charakter. Insgesamt ist Staffel 2 allerdings leicht schwächer als Staffel 1.

Staffel 3 bringt die Geschichte um die mexikanischen Narcos-Kartelle zu Ende bzw. zu einem vorläufigen Ende. Ein neuer Handlungsstrang über einen lokalen Polizisten in Mexiko passt nicht so ganz in die Hauptgeschichte, sie bietet allerdings etwas Neues und funktioniert auf ihre eigene Art letztlich doch gut. Insgesamt merkt man schnell, dass die Serie aufs Gesamt-Ende zugeht und einige Konflikte eskalieren. Somit wird die Actionschraube noch etwas hochgedreht. Die Erzählerin der Geschichte ist diesmal eine mexikanische Journalistin, die einen anderen interessanten Blickwinkel mit hineinbringt. Die Charaktere sind breiter gefächert, was grundsätzlich zu mehr Abwechslung, dennoch wird am Ende der Blick auf das Wesentliche beibehalten. Staffel 3 ist ein schöner, gelungener Abschluss von insgesamt 6 Staffeln Narcos.

84/100
Total Score
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