Nach dem Erfolg der ersten Staffel über Jeffrey Dahmer entschied man sich, die Serie zu einer Anthologie-Reihe über Serienkiller werden zu lassen unter dem Banner des Serientitels „Monsters”. Der Hunger nach Geschichten über US-Serienkiller scheint weltweit nicht abzureißen. Ich fokussiere mich zunächst nur auf die 1. Jeffrey Dahmer Staffel.
Die erste Staffel wirkt zunächst wie eine relativ klassische True Crime- Serie, die allerdings gleichzeitig eine mystifizierende, fiese Biografie über einen der bekanntesten Serienmörder der USA Jeffrey Dahmer darstellt. Dieser tötete Menschen, experimentierte an den Kadavern, beging nekrophile Handlungen, verspeiste sie zum Teil. Also wirklich maximal eklig, was durchaus eine Triggerwarnung verdient hat.
Die Serie setzt zu Beginn auf den typischen Voyeurismus von True Crime-Formaten, allerdings wird die Drama-Schraube noch erheblich angezogen. Nach und nach sucht sich der Killer neue Opfer aus, das Leid und der Ekel werden dabei vollends ausgekostet. Das ist schockierend, aber natürlich auch berechnend schockiert, was der Serie für mich etwas von der Wucht nahm. Relativ früh gibt es auch bereits einen Abstecher in die Kindheit und Jugendzeit des Täters, um einen Erklärungsversuch zu liefern, wie er zu diesem Monster werden konnte. Das ist allzu klassisch mit schwierigem Elternhaus dargestellt, erfüllt jedoch seinen Zweck. Aber braucht man diesen Teil wirklich oder will man das überhaupt sehen bei einem Serienkiller solcher Brutalität und ekelhaften Neigungen?
Ich fragte mich, wann endlich tatsächlich die „Perspektive der Opfer“ eingenommen wird, denn das schreibt sich die erste Staffel auf die Fahne. Das dauert eine Weile und mündet in der Mitte in die herausragende Folge 6, die aus der Sicht eines gehörlosen Opfers von Dahmer erzählt wird. Danach liegt der Fokus auf der Trauerbewältigung der Opferfamilien, Gerichtsprozessen, ein bisschen Zeit im Gefängnis und der Gesellschaftskritik in Form von Unfähigkeit und rassistisch-homophoben Tendenzen in Polizei und Stadt. Das ist ein durchaus guter und auch interessanter Blick, er führt aber auch dazu, dass die Serie nach einem sehr intensiven Beginn und der starken 6. Episode irgendwie ausläuft und etwas vor sich hin plätschert.
Hauptdarsteller Evan Peters spielt den irgendwie charmanten, doch meist stoischen, Jeffrey Dahmer erschreckend gut, gerade auch in den Szenen, die in den kompletten Wahnsinn abdriften. Auch die Produktion der Serie ist solide. Letztlich eine Staffel, die in der ersten Hälfte schockiert und in der zweiten Hälfte den Blick auf die Opferseite wendet. Dennoch fehlt ihr das Tempo und das Feingefühl, um wirklich überzeugen zu können. Und wie viele Serienkiller-Erzählungen brauchen wir? Ich hatte bislang noch kein gesteigertes Interesse an Staffel 2.



