„Midnight Mass” bietet eine Mischung aus Drama, Mystery, Religion und Fantasy gesprenkelt mit Horror und Splatterelementen. Für den schreckhaften Magen (& den Kopf dahinter) ist die Serie eher nichts, es handelt sich allerdings um keine klassische Horrorserie mit permanenten Jumpscares, stattdessen wird sich auf den psychologischen Horror und die Absurdität fokussiert.
Die Handlung spielt in einer kleinen Gemeinde auf einer abgeschiedenen Insel, in die ein Mann (Zach Gilford) nach seiner Gefängnisstrafe zurückkehrt. Gleichzeitig kommt es auch zur Ankunft eines neuen katholischen Priesters (Hamish Linklater, sehr gut) auf der Insel. Ansonsten möchte ich aus Spoilergründen nicht viel vorwegnehmen, man sollte sich von der Geschichte komplett überraschen lassen und vorher keine Zusammenfassung, wie auf Wikipedia lesen.
Diese Miniserie umfasst 7 Episoden. Nach einer expositionshaltigen ersten und auch zweiten Folge, nimmt die Handlung ab Folge 3 spürbar Tempo auf, bis hin zu Episode 6 sind aus meiner Sicht alle Folgen auf einem sehr guten Niveau. Die Machart ist gerade zu Beginn ganz hervorragend. Es gibt eindrucksvolle, lange One-Shots, die Figuren wirken dadurch und durch die meist sehr gut geschriebenen Dialogen authentisch. Die Charaktere sind glaubwürdig, haben alle ihre Hintergrundgeschichte und ihnen wird viel Zeit eingeräumt. Bis hin zum furiosen Ende ist die Serie sehr dialog – und dramalastig. Dabei ist das dominierende Thema die Religion und der Glaube zu Gott, der immer wieder zu tiefgründigen, manchmal philosophischen Streitgesprächen führt, bei denen man selber entscheiden kann, auf welcher Seite man steht.
In der Mitte erreicht die Handlung mit dem großen Mysterium ihren Höhepunkt, auch die titelgebende Messe in Folge 6 ist ganz herausragend. Leider ist die Geschichte am Ende nicht ganz rund, die letzte Episode ist nicht zufriedenstellend. Das liegt vor allem an Personen, die zu spät, aber dann plötzlich nachdenken, dem komischen Umgang mit dem Mysterium und auch einigen letzten Sequenzen. Die Atmosphäre der Serie, sowie die visuellen und Spezialeffekte sind sehr stark, zudem beweist Mike Flanagan ein feines Gespür für großartige Bilder, die im Kopf bleiben und auch symbolisch fantastisch wirken können.
Letztlich bleibt „Midnight Mass” eine spannende und schön ausgearbeitete Serie, deren Ende höhere Höhen verbaut. Mit einem starken Abschluss hätte ich mir eine Platzierung in den Top 100 Serien vorstellen können, so scheitert sie daran knapp. Aber sehenswert ist sie dennoch. Für mich ist es die stärkste Mike Flanagan Netflix Serie – vor „Hill House” und „House Usher”.



