„Mask Girl” ist ein koreanisches „Face-Off“ gekoppelt mit dem üblichen Online-Wahnsinn, Rache und dem großen Wunsch nach Berühmtheit, das im Genrehopping an die Serien „Maniac“ und „Death’s Game” erinnert. Stark ist bei dieser wahrlich seltsamen, aber sehenswerten, koreanischen Netflixproduktion, dass man zu Beginn wirklich gar nicht weiß, wie es enden wird. Ein paar Makel gibt es leider auch.
Die Serie setzt sich zusammen aus verschiedenen Genres (Drama, Thriller, Comedy, Rache) und schreckt auch vor Gewalt keineswegs zurück, etwas, das man nach Folge 1 noch nicht erwarten kann. Es gibt auch eine formale Eigenart: Jede Folge präsentiert einen anderen Hauptcharakter und gönnt sich zu Beginn der jeweiligen Folge erstmal eine Exposition, wie dieser Charakter an den Punkt in der Hauptstory gekommen ist. Nach der Exposition wird die neue Figur mit den Geschichten der bereits bekannten Charaktere verwoben.
Das wirkt auf dem Papier alles etwas kryptisch und das ist die Serie auch. Ich versuche einen spoilerfreien Überblick zu geben. In einer Welt, in der das Aussehen so vieles bestimmt, lebt Kim Mo-mi desillusioniert in den Tag hinein. Auf ihrer bürokratischen Arbeit vergöttert sie ihren Chef und stellt sich eine wunderbare Zukunft mit ihm vor, obwohl er verheiratet ist, aber eigentlich träumte sie immer davon berühmt zu sein, ein Star zu sein. Leider – sagt sie und die Leute um sie herum – ist sie hässlich. Ihren Spaß an Tanz und Gesang, so wie ihren Wunsch nach männlicher Aufmerksamkeit, lebt sie in der Persona des „Mask Girl“ aus, im Wesentlichen ist sie eine Streamerin, ein Camgirl ohne Nacktheit. In Folge 2 wird der Fokus auf einen ihrer Verehrer gelegt, der schnell zum Stalker wird und danach auf dessen Mutter in Folge 3. Grundsätzlich nimmt die Serie spätestens ab Folge 4 einen ganz seltsamen Turn und wird zum klassisch koreanischen Revengeplot. Es ist alles absurd und wird noch absurder mit Folge 5 und einem Zeitsprung. Ab diesem Zeitpunkt muss man die Geschichte einfach so hinnehmen, um noch damit Spaß zu haben. Beispielsweise ist die Schönheitschirurgie (angeblich) so weit, dass man sich sein Gesicht vollkommen verändern kann.
Es gibt (zu) viele Klischees, die ständig neuen Hauptfiguren und ihr Aussehen verwirren, und auch der Humor taugt für mich nicht so wirklich. Aber der Mut eine solche Geschichte über so viele Jahre in dieser Stringenz und in den verschiedenen Genres zu erzählen und dabei immer wieder zu überraschen, ist positiv hervorzuheben. Auch wenn die Handlung nicht zwingend eine Liebeserklärung an die Logik ist und teilweise zusammenschustert wirkt, bietet „Mask Girl” aber etwas Neues und bildet am Ende seine eigene Identität. Daher kann man sich die 8-teilige Miniserie durchaus mal anschauen, trotz der Makel ist die Serie auch aufgrund ihrer Aussage sehenswert.



