Es beginnt als klassischer Krimi mit Drama und später kommen noch eine Mystery- und in Staffel 3 auch Mafia-Thematik hinzu. Eine britische Serie, bei der Hans Rosenfeldt, der Creator von „Die Brücke“, Showrunner ist. Ist Marcella also genauso gut? Leider nein, aber das ist natürlich auch eine hohe Messlatte.
Marcella, offenbar mit psychischen Problemen und allerlei Familienproblemen ausgestattet, beginnt nach 10-jähriger Pause wieder bei der Londoner Polizei zu arbeiten. Und dort treffen sie und ihr neues Team schnell auf einen neuen, schwierigen Fall eines Serienmörders. Gleichzeitig bröckelt es im privaten Bereich immer weiter.
Grundsätzlich fehlen Marcella gute Charaktere. Mal abgesehen von ihrem eigenen durchaus vielschichtigen Charakter, sind die weiteren Figuren absolute Standard- oder Arschlochfiguren, die man nach einem Charakterzug schon kennt und die auch nicht gerade schauspielerisch stark dargestellt werden. Rosenfeldt konzepttypisch wird ein sehr vielschichtiger Fall aufgebaut mit vielen Charakteren, die immerzu eingeführt werden und von denen man zu Beginn noch gar nicht weiß, warum sie für die Geschichte relevant sind. Das klappt in Staffel 1 aber nicht so wahnsinnig gut, weil Marcella viel zu früh schon aus dem Nichts den Durchblick hat und so die erste Hälfte nicht viel Schwung aufnimmt. Das Ende ist dann okay. In Staffel 2 ist der Kriminalfall deutlich besser aufgebaut, auch wenn wir mal wieder nicht an typischen Themen wie Amnesie und „Kinder töten Tiere = Serienmörder“ vorbeikommen, ist Staffel 2 die beste. Was leider Staffel 1 und Staffel 2 fehlt, ist eine durchweg gelungene Regie. Einige Szene sind einfach schwach inszeniert, seltsam zerschnitten und Musik wird nur selten stimmig eingesetzt. Staffel 3 verbessert das gesamte Repertoire der Regie-Inszenierung spürbar, wechselt aber auch das Genre. Wir befinden uns nun im Inneren einer mafiösen Struktur in Belfast und das Thema Krimi klingt an der ein oder anderen Stelle mal an, aber eigentlich geht es darum nicht mehr. Zudem gehen wir auch mehr in den psychischen Mystery-Bereich. Insgesamt eine mutige Staffel, weil sie viele vorherigen Fans verprellen wird/verprellt hat und letztlich dem kriminelle Organisation Thema nicht viel hinzufügt. Stark bleibt die Konsequenz über die gesamten Staffeln verteilt, womit einige Fans sicher auch Probleme haben. Denn ganz nachvollziehbar sind viele Charakterhandlungen nicht wirklich. Kann man gucken, kann man auch lassen.



