„Mad Men” ist das vielleicht beste Workplace Drama aller Zeiten. Im wunderbar dargestellten New York der 1960er Jahre liefert die Serie sehr spannende Einblicke in die Kreativprozesse einer Werbeagentur. Durch Themen, wie die fehlende Gleichberechtigung am Arbeitsplatz oder durch die Erzählung der persönlichen Schicksale der unterschiedlichen Charaktere bildet „Mad Men” eine starke Mixtur, die man als Serienfan gesehen haben sollte.
Inhaltlich wird das Arbeitsplatz-Drama gekonnt mit den Privatleben der Figuren verwoben. Dabei sind die 1960er Jahre nicht bloße Kulisse für die Serie, sondern bilden die Grundlage für zahlreiche Handlungsstränge. Beispielsweise bringt Peggy die traditionelle Rolle der Frau in einem Werbeunternehmen ins Wanken, da Frauen zunächst nur als Sekretärinnen und nicht als kreative Person wahrgenommen werden. Aber auch die steten Verknüpfungen mit der damaligen Realität (Kubakrise, JFK) werden gekonnt in die Serie eingebaut. Genauso wie wirtschaftliche Zwänge und Probleme, die zu mehreren möglichen Fusionen der Werbeagentur führen. Doch natürlich gibt es auch zwischenmenschliche Konflikte auf der Arbeit, bei denen häufig interne Konkurrenzkämpfe entbrennen. Die privaten Beziehungen der Figuren sind jedoch kaum weniger dramatisch, sie werden vor allem am Beispiel zahlreicher Affären illustriert. „Mad Men” ist somit ein faszinierendes Potpourri mit vielen spannenden Charakteren und interessanten Nebenhandlungssträngen, das durch das Setting einer Werbeagentur allerdings eine ganz eigene Identität entwickelt.
Im Zentrum der Serie der Ensemble-Serie steht Don Draper (Jon Hamm), ein oldschool Playboy mit einem Hang zu Abhängigkeiten und vor allem einem wahnsinnigen Talent für kreative Werbeideen. Damit arbeitet er sich an die Front der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper in den 1960er Jahren, die als Haupthandlungsort der Serie dient. Doch auch andere, dunkle Frontgeschichten aus dem 2. Weltkrieg begleiten Don, der im Verlauf der Serie damit erpresst wird. Die zweite Hauptfigur ist Peggy Olson (Elisabeth Moss), anfangs eine Sekretärin, später eine Werbetexterin, die mit den „traditionellen” Rollenbildern wenig anfangen kann und versucht diese zu überwinden. Als interner Gegenspieler von Don versucht sich zunächst Pete Campbell (Vincent Kartheiser), auch das Team der weiteren Werbetexter, Mitarbeiter und Chefs rund um Joan Harris (Christina Hendricks) und Roger Sterling (John Slattery) belebt den Arbeitsplatz und versucht die Streithähne häufig unter Kontrolle zu halten. Das Herzstück der Serie sind für mich aber die Werbekampagnen. Das Zusehen bei der Arbeit und das Beobachten von Personen, die gerade kreativ sind, empfand ich als sehr faszinierend. Interessanterweise hat dies immer den doppelten Boden, dass bei der Vorstellung der Werbekampagne für den Kunden immer noch alles schief gehen, improvisiert oder gerettet werden kann. Diese Sequenzen sind für mich stets Highlights und werden umso besser, wenn im weiteren Verlauf der Serie versucht wird, große Kunden wie Hilton an Land zu ziehen.
Generell ist das großartige Darsteller-Ensemble der Serie eine ihrer größten Stärken. Denn nicht nur die beiden Hauptdarsteller überzeugen durchgängig, die Serie ist bis in die Nebenrollen mit großartigen Schauspielern, wie Jared Harris (in einer wunderbaren Rolle, die für eine der besten und schlimmsten Sequenzen in der Serie verantwortlich ist) oder Alison Brie. Auch die Produktion ist tadellos, man nimmt den stets rauchenden, wunderbar gekleideten Personen die 1960er Jahre ihr Aussehen und Handeln vollkommen ab (ohne dabei gewesen zu sein). Regie und Kamera sind ebenfalls gut, dabei wissen die Regisseure auch harte und konsequente Szenen gekonnt in Szene zu setzen. Generell schreckt „Mad Men” nicht vor großen Veränderungen und Auswirkungen zurück, was die Handlung immer frisch und wenig vorhersehbar hält. Die Serie, mit ihren 7 Staffeln à 13 Episoden pro Staffel, braucht in den ersten beiden Staffeln für einige vielleicht etwas zu lang Zeit um Fahrt aufzunehmen, auch für mich sind die Staffeln 3-5 die stärksten, aber ich war von Beginn an sehr in die Geschichte und ihre Charaktere involviert. Vor allem die letzten Folgen der jeweiligen Staffeln und auch teilweise die ersten, wenn zuvor große Veränderungen angestoßen wurden, sind immer Höhepunkte.
Leider kann ich nicht sagen, wie gut vor allem das Tempo der Serie gealtert ist, weil ich sie damals schaute, als sie von 2007-2015 veröffentlicht wurde, häufig im wöchentlichen Rythmus. Nicht jede Folge bedeutet den größten Fortschritt und heute ist man keine 13 Episoden pro Staffel mehr gewohnt. Dennoch glaube ich, dass die Handlung nie langweilig wird, auch wenn man mit einigen Nebenhandlungssträngen vielleicht weniger anfangen kann als mit anderen. Bemerkenswert ist, dass die Serie durchgängig hohe Qualität beweist. Kaum eine Folge enttäuscht komplett, das Setting, die Atmosphäre und der Haupthandlungsstrang sind dafür einfach zu stark. Auch wenn die letzte Staffel nicht die beste der Serie ist, fällt sie im Vergleich zu so vielen Wettbewerbern sicherlich nicht so stark ab. Das ist der große Unterschied zu Serien wie „House of Cards” oder „Game of Thrones”. „Mad Men” bietet eine gewisse Konstanz auf hohem Niveau und somit kann ich in der Retrospektive fast uneingeschränkt positiv auf eine Serie blicken, die ich für eine der besten überhaupt halte. Dennoch war ich mit der letzten Folge und dem Ende für Don Draper weniger zufrieden als viele andere online, das fällt für mich aber nicht allzu sehr ins Gewicht.
Das überzeugende, authentische Ensemble, die wunderbar eingefangenen 1960er Jahre, die konsequenten, teils harten Szenen und der großartige Mix aus Familie und Berufsleben führen für mich dazu „Mad Men” sehr gut zu bewerten. Natürlich sind die insgesamt 92 Episoden ein längeres Commitment, vor dem man sich möglicherweise etwas scheut. Aus meiner Sicht lohnt es sich aber letztlich, auch wenn ich die Serie nach ihrem Ende nicht mehr in einem Rewatch darauf überprüft habe, ob sie noch zeitgemäß wirkt. Zumindest das 60er Jahre Setting und die damit auch die Handlungen sollten aber zeitlos wirken.



