Juvenile Justice – Boshafte Richterin am Jugendgericht? Review Miniserie

„Juvenile Justice” ist eine ungewöhnliche und gesellschaftskritische koreanische Gerichtsdrama-Serie, die vor allen an einem Jugendgericht in Südkorea spielt, in einer Gegend, die eine hohe Kriminalitätsrate für Jugendliche aufweist. Unsere Hauptfigur, Richterin Sim Eun-seok (Kim Hye-su, „Signal”), ist anfangs kalt und distanziert, bemerkt aber im Verlauf systemische Probleme, die sie fortan ins Zentrum stellt.

Die Miniserie umfasst 10 Episoden, in denen primär etwa 5-6 verschiedene Kriminalfälle verhandelt werden. Darüber hinaus bietet die Serie allerdings auch eine übergeordnete Haupthandlung, da man folgenweise mehr über die Hauptcharaktere und ihre Motive erfährt und somit die Charakterentwicklung weiter vorangetrieben wird. Sim Eun-seok lässt von Beginn an keine Zweifel aufkommen, was sie von den Straftätern hält, die vor ihr Richterpult treten: „Ich hasse jugendliche Straftäter“. Aufgrund eines traumatischen persönlichen Verlustes in der Vergangenheit, ist ihre Meinung eindeutig und somit wirkt die neue Richterin am Jugendgericht zunächst viel zu hart und fast unfair. Inhaltlich sieht sie sich mit diversen Straftätern, Schutzfällen (sowas wie häusliche Gewalt) und auch ihren Kolleginnen und Kollegen konfrontiert, die ihre unorthodoxe Art und Weise gewöhnungsbedürftig finden oder komplett ablehnen.

Einige Fälle sind stärker als andere, vor allem zum Ende hin werden die Fälle besser. Inhaltlich interessant sind jedoch alle, da sie sich – typisch koreanisch – stark gesellschaftskritisch zeigen. Themen sind das Jugendstrafrecht, klare Altersgrenzen, Korruption, die Schere zwischen Arm und Reich, die Entscheidungsfindung zwischen Milde und Härte sowie direkter auch häusliche Gewalt und Vergewaltigungen. Leichte Triggerwarnungen sind dementsprechend angebracht, denn hier werden die großen, die fiesen, die harten Themen verhandelt.

Die Produktion der Serie ist solide, ihre Darsteller sind gut. Die schwierigen Themen werden mit viel Drama, Einzelschicksalen und großer Emotionalität gewürzt. Teilweise werden pro Folge mehrere Liter Tränen vergossen. Überraschenderweise wirken die Fälle innerhalb der begrenzten Zeit einigermaßen ausgefleischt und manchmal kann man auch emotionale Verbindungen zu den Charakteren aufbauen. Trotz der großen Emotionen wirkte die Miniserie auf mich erstaunlich selten kitschig. Stattdessen zeigt die Handlung gekonnt Missstände auf, vermittelt sie anhand von Einzelschicksalen und kann auch noch interessante Hauptcharaktere bieten. Aufgrund der begrenzten Zeit pro Fall wird ab und an vielleicht etwas viel mit Klischeefiguren gearbeitet, auch ist der Zugang zur Serie durch die zunächst boshaft wirkende Richterin nicht allzu einfach. Darüber hinaus ist die episodenhafte Erzählstruktur heutzutage nicht mehr zu 100% zeitgemäß.

Außer diesen kleineren Makeln habe ich aber nicht viel zu meckern, das Thema ist natürlich nischig, aber gut umgesetzt. Leider fand ich das Ende nicht ganz überzeugend, sonst wäre meine Bewertung vielleicht sogar noch höher ausgefallen. Dennoch kann man der Serie gerne eine Chance geben.

81/100
Total Score
Nach oben scrollen