House of the Dragon – Drachen+Intrigen= Gold? Review Staffeln 1&2

Grundsätzlich gilt, dass „House of the Dragon” thematisch sehr dem Vorgänger ähnelt und in ähnlichen Bereichen seine Stärken hat, erneut stehen Machtansprüche, Intrigen, Bündnisse und Kriege im Mittelpunkt. Die in der Hauptserie erst zum Ende hin häufiger gesehenen Drachen nehmen hier eine größere Rolle ein. Man muss „Game of Thrones” nicht zwingend vorher gesehen haben, es wäre aber förderlich, um die Welt besser zu verstehen. Die Serie soll insgesamt 4 Staffeln umfassen.

Die erste Staffel ist von Zeitsprüngen und großer Exposition geprägt. Zwischen den Folgen vergehen häufiger mehrere Jahre, am markantesten ist ein 10-jähriger Sprung nach Episode 5, bei dem sogar die Schauspieler einiger Hauptfiguren ausgetauscht werden. Die Darsteller sind dabei – wie für Game of Thrones üblich – „hit or miss”. Die Handlung springt von Konflikten zu Geburten zu Beerdigungen zu ein bisschen Krieg zu etwas Inzest, zu Gewaltsequenzen und vielem mehr. Dadurch kann man trotz des Expositionscharakters nicht behaupten, dass die Serie langweilig ist, obwohl ein wenig die Checkliste „Game of Thrones” abgearbeitet wird. Meist weiß man zu Beginn des jeweiligen kleineren Handlungsstrangs bereits, wie es ausgeht, aber das fällt nicht weiter ins Gewicht. Die Produktion ist wieder auf einem hohen Niveau, die Serie ist schön gefilmt, hat gute Kostüme, und zeigt eine gelungene – wenn auch sehr klassische – Exposition. Dabei wechseln sich Dialoge und Action gut ab, so dass die Serie überwiegend unterhaltsam ist. Leider stoppt die 1. Staffel, als es richtig spannend und interessant wird. 

Staffel 2 schließt direkt an Staffel 1 an und verbleibt diesmal auf seiner Zeitebene, ohne größere Zeitsprünge. Man könnte sie spoilerfrei als „die Kriegsstaffel” bezeichnen (zumindest bis jetzt). Leider bedeutet dies, dass ein Großteil der Handlung an den verschiedenen Tischen des Rats stattfindet, wo mehr oder minder schlaue Entscheidungen getroffen werden. Die Charaktere wirken überwiegend recht oberflächlich, teilweise wie Cosplays vorheriger „Game of Thrones” Figuren – in schlechter. Dabei hilft nicht, dass die bisher besten Figuren an Einfluss verlieren. Die Dialoge sind meistens zweckmäßig für die Story, aber nicht so schlau oder ikonisch, wie in „Game of Thrones”, was natürlich einen fiesen, aber auch logischen Vergleich darstellt. Folge 4 ist das Highlight der Staffel, man bekommt eine schöne Schlacht-Folge mit gut aussehenden Drachenkämpfen geboten.

Manchmal ist die Handlung überraschend ruhig nach eigentlich tiefgreifenden, vermeintlich folgenschweren Momenten. Ich verlor an den ganzen Tischen etwas den Überblick, wer für wen kämpft und bekam für die ganzen Völker kein Gefühl. Es war nur klar, dass eine Seite klar verliert und ich fragte mich, ob man das nicht beschleunigen könnte. Vor allem, weil es ohnehin irrelevant wirkt, weil es eben Drachen gibt, die am Ende alle Schlachten entscheiden – das altbekannte Problem. Das Verständnis von Zeit und Reisen kann nicht gut vermittelt werden (Drachencasting), es wirkt als hätte man in diesem Bereich aufgegeben und würde nur noch die Schnellreise-Funktion nutzen. Dennoch bleiben die starken Facetten der Produktion: Kostüme, Kamera, der Sinn für gewaltige, prächtige Bilder, die interessante Welt, starkes CGI, das Gespür für ikonische Szenen. Staffel 2 ist etwas zu häufig redundant, was besonders rund um Daemon (Matt Smith) mit seinen unendlichen Visionen auffällig wird. Starke Schauwerte sind weiterhin gegeben top, ich empfand einige Episoden der Staffel nicht so schlecht, wie sie online bewertet wurden. Die letzte Folge der 2. Staffel ist allerdings enttäuschend, weil es keinen Showdown gibt, sondern stattdessen viel neue Exposition und Cliffhanger.

Mit Staffel 2 wird für mich deutlich, dass „House of the Dragon” (vorerst) nicht an die großartigen Staffeln „Game of Thrones” heranreicht, aber auch nicht so schwach ist, wie das damalige Ende. Ich habe noch Interesse an weiteren Staffeln, doch das Gefühl bleibt, dass die wirklich hervorragenden Tage aus dem „Game of Thrones”-Universum vorüber sind. Das klingt alles negativer, als es eigentlich ist, denn letztlich wissen die Highlights weiterhin zu überzeugen und die Welt versprüht ihren eigenen Charme. Allein die Fußstapfen sind zu groß, mutmaßlich wird auch deswegen einiges kritischer gesehen als bei einer x-beliebigen Serie.

82/100
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