Der Klassiker, von dem jeder wohl mal gehört hat. Mit 8 Staffeln und 96 Episoden die bislang längste Serie in meiner Sammlung. Vermutlich findet man viele, die mal in Homeland hineingeschaut haben, aber irgendwann ausgestiegen sind. Das ist durchaus nachvollziehbar, gerade nach dem klaren Bruch, der mit dem Ende von Staffel 3 einhergeht.
Doch wie bewertet man eine so langlebige Serie, die stets erfolgreich genug war um weitere Staffeln zu erhalten? Eine Serie, die auf dem israelischen Original „Hatufim” basiert, aber vieles anders macht? Eine Serie, die ihr natürliches Ende nach Staffel 3 gefunden hat? Eine Serie, deren Qualität logischerweise Schwankungen unterlag? Ich werde mich vor allem auf die Ausgangssituation fokussieren und versuche danach nicht zu spezifisch auf die einzelnen Staffeln einzugehen, sondern vor allem die Themen, sowie die Stärken und Schwächen der Serie in den Vordergrund zu stellen.
Staffel 1 beginnt mit einer überaus spannenden Prämisse. Nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 sind die USA sehr nervös und reagierten mit zahlreichen Einschnitten der Bürgerrechte. Carrie Mathison (Claire Daines) arbeitet für die CIA in der Terrorismusabwehr. 2003 wird der totgeglaubte US-Kriegsgefangene Nicholas Brody (Damian Lewis) von US-amerikanischen Spezialkräften befreit und in den USA wie ein Held empfangen. Doch Carrie bekommt schon früh den Hinweis, dass ein US-Soldat in Gefangenschaft „umgedreht” wurde, also nun ein Doppelagent ist, der für die Gegenseite kämpft, de facto für die Terroristen. Dafür übergeht Carrie auch gerne immer mal wieder Gesetze und wird dabei von ihrem direkten Vorgesetzten (und außer ihr einzigen Konstante der Serie) Saul Berenson (Mandy Patinkin) gedeckt. Brody vermutet schnell, dass er verdächtigt wird, hat aber darüber hinaus Probleme mit seinem Familienleben. Denn das Leben seiner Familie, speziell seiner Frau, die nun seinen ehemals besten Freund datet, dies aber geheim halten will, hat sich weiterentwickelt. Auch der Zugang zu seiner Tochter ist schwieriger für den nun gläubigen Muslim Brody.
Die sehr gut und hochwertig produzierte Serie, die sich anfangs vor allem auf die schwierige Rückkehr von Totgeglaubten fokussiert, allerdings Carrie immer als klare Heldin und Hauptfigur darstellt, die gegen den Terrorismus kämpft. Die erste Staffel zieht ihre Spannung vor allem aus der Frage, ob Brody Terrorist ist oder nicht, darüber hinaus gelingt eine schöne moralische Komponente zum Thema, wie viele Befugnisse Geheimdienste tatsächlich haben sollten. Das Ende der 1. Staffel gehört mit zum spannendsten Serienstoff, den ich bisher sah. Auch die dargestellte Konsequenz und Kompromisslosigkeit gefiel mir gut. Die beiden Folgestaffeln 2 und 3 führen die begonnene Geschichte nahtlos und halbwegs clever weiter, wobei einige Handlungsstränge aufgegeben werden und die Handlung rund um neue Liebschaften immer konfuser und absurder wird. Geht es noch um Doppelagenten oder sogar bereits Tripleagenten? Es wird komplizierter. Dennoch gelingen am Ende der dritten Staffel einige erinnerungswürdige Folgen, wobei die letzte nicht ganz zu überzeugen weiß.
Danach gibt es einen Bruch in der Serie. Es gibt zwar weiterhin die fortlaufende Handlung rund um Carrie Mathison und ihren wichtiger werdenden Partner (zunächst nur beruflich, später auch Love Interest) Peter Quinn (Rupert Friend), doch die Staffeln sind jetzt in einzelne mehr oder minder abgeschlossene Handlungsstränge aufgeteilt. Dazu werden Carries psychische Probleme, rund um ihre bipolare Störung, mehr thematisiert. Dennoch bleibt sie der Terrorismusbekämpfung erhalten, allerdings an verschiedenen Standorten. Staffel 4 spielt in Islamabad, Staffel 5 in Berlin, Staffel 6 ist eher Verschwörungsthriller in New York, Staffel 7 Verschwörungsthriller in Washington, der sich eher wie House of Cards anfühlt.
Staffel 8, der Abschluss der Serie, spielt zu Beginn in Afghanistan. Dabei werden die ganz großen Bedrohungen und Konflikte in den Vordergrund gerückt. Es geht nicht mehr um Terroranschläge in den USA, sondern um die Taliban, Großkonflikte mit Pakistan und sogar drohende Weltkriege. Nachdem in der Mitte der Staffel die Logik etwas auf der Strecke bleibt, münden die letzten Episoden in eine spannungsgeladene Zuspitzung, die der Serie einen durchaus würdigen Abschluss bereitet. Mit dem Status Quo des Endes bin ich dann nur zur Hälfte d’accord.
Insgesamt merkt man der Serie natürlich an, dass sie niemals für so viele Staffeln konzipiert war. Somit sind die Staffeln 4-7 auf einem schwächeren Niveau, als die ersten drei. Die letzte Staffel liegt qualitativ dazwischen. Lohnt sich denn nun die ganze Serie? Vor allem die 1. Staffel fand ich damals ganz großartig, auch die Staffeln 2 und 3 würde ich heute noch bedenkenlos empfehlen. Danach kann man aber auch aufhören, wenn man genug hat. Obwohl die Serie nie schlechter als solide wird.



