Bei dieser portugiesischen Spionage-Serie behaupte ich mal ganz dreist, dass sie zur „Deutschland”-Reihe herüber geschielt haben und dachten: Das können wir auch. Doch ist sie qualitativ vielleicht sogar besser?
Die bis dahin teuerste portugiesische TV-Produktion (6 Mio), ein Netflix Original, beschäftigt sich mit der klassischen Hochzeit der Spionageaktivitäten. Kalter Krieg, Ende 60er Jahre. Schauplatz ist diesmal aber ungewöhnlicherweise Portugal, wo die USA in einer Abhöranlage in einer portugiesischen Kleinstadt versuchen, Funksignale der Sowjets abzuhören, um an Informationen zu gelangen. Dafür beschäftigen sie allerdings zuverlässige, gut durchleuchtete Portugiesen, die vor Ort arbeiten sollen. Einer von ihnen ist Joao Vidal, der Sohn eines portugiesischen Ministers. Doch die Bezeichnung Doppelagent ist für ihn noch zu wenig. Doch auch die Spannungen zwischen der portugiesischen und der US-amerikanischen Regierung wachsen, da sich Portugal im Krieg in den ehemaligen Kolonien Afrikas befindet und die USA dafür verantwortlich macht, ihre Gegner mit Waffen zu unterstützen. So viel zur Vorgeschichte.
Was dann entbrennt, ist das klassische Thriller-Spionage-Thema mit einer guten Würzung persönlicher Beziehungen. Das führt zu vielen genretypischen Momente, wie beispielsweise sehr spannungsintensiven knappen Momenten, einigen Todesfällen, geheimen Nachrichten und Treffen. Alle Genre-Versatzstücke werden in einen Topf geschmissen und wenn man die Zutaten mag, dann kann man bei „Glória” von einem leckeren Eintopf kosten. Das Schöne ist: Er ist sogar etwas exotisch, da die Brühe eine portugiesische ist und nicht russisch/amerikanisch. Das waren jetzt zu viele verschiedene seltsame Metaphern, aber ich hoffe, es ist dennoch angekommen, was ich meine.
Die Produktion ist gut, inszenatorisch kann die Serie vor allem mit einigen schönen Kameraeinstellungen punkten. Die Serie sieht gut aus und fängt die Atmosphäre stimmig ein, die Darsteller sind absolut in Ordnung. Das Ende ist etwas seltsam und die fehlende Kombinationsgabe von so vielen angeblich hochqualifizierten Agenten darf man am Ende leicht anzweifeln, aber das fällt nicht groß ins Gewicht.
Weil „Glória” vor allem bekannte Versatzstücke neu vermischt, aber das Rad nicht neu erfinden, bleibt die Serie letztlich auf einem soliden bis guten Niveau. Genrefans sollten zugreifen, wenn man dem Genre sonst nicht so zugetan ist, lohnt es sich vielleicht durch den anderen, frischeren Blick auf das Thema. Ist konstanter als die „Deutschland”-Reihe.



