Generation Wembley – Der steinige Weg zum Triumph. Review Doku-Miniserie

„Generation Wembley” ist eine gut produzierte 6-teilige Doku im Auftrag vom FC Bayern über die Spielergeneration, die nach vielen Rückschlägen schließlich im Mai 2013 in Wembley Champions League Sieger wurde und das Triple holte. Natürlich ist die Dokuserie mit etwas Pathos garniert und vor allem für Bayern Fans ein Sehgenuss, aber auch ich fand sie ansprechend.

Die Doku hat zwei ganz große, zusammenhängende Faustpfänder, die sie über viele andere Dokus erheben: Zum einen ist es die schiere Anzahl und Qualität an „Talking Heads“, an Interviewpartnern. Hier sitzen natürlich die FCB Granden, die damaligen Trainer mit Klinsmann, van Gaal (sehr gut) und Heynckes aber auch damalige Spieler, die die gesamte Ära prägten (Lahm, Schweinsteiger, Badstuber, Alaba, Müller, Robben, Gomez, Ribery). Doch auch darüber hinaus sitzen dort Bayern-Spieler vor der Kamera, die nach und nach dazu kamen. Mandzukic, Rafinha, Dante, Shaqiri etc. Doch am stärksten ist, dass auch die wichtigen Gegner auf den Wegen nicht ausgespart wurden. National mit Aki Watzke, Sebastian Kehl, Neven Subotic. International sitzen dort aber auch José Mourinho oder ein Xavi, bei Chelsea sitzen dort Roberto di Matteo und Petr Cech, der Star der 5. Folge.

Zum Anderen ist die schiere Anzahl und die Qualität der Interviewpartner so überragend, dass die Doku auf einen Erklärbär fast komplett verzichten kann. Es gibt keinen auktorialen Erzähler, wie in vielen anderen Dokus, der alle Zusammenhänge erklärt, es braucht keinen Journalisten, der den Großteil der Redezeit hat, um alles zu erklären (Wolff Fuss ist zwar da, aber nicht dafür). Es ist einfach stark, dass sich die Doku von O-Ton zu O-Ton hangeln kann, der extra für diese Doku aufgenommen wurde. Hier fiel mir nur Matthias Sammer auf, bei dem das offenbar nicht gelang und wo man das mit damaligen Interviews etwas kaschierte. Aber ansonsten ist das großartig und auch schön inszeniert am Ende der jeweiligen Folgen, wenn ein neues Schwergewicht den Interview-Saal betritt.

Inhaltlich ist die Dokumentation eine gelungene Aufarbeitung mit treffenden Schwerpunkten, soweit ich das als Fußball-, aber nicht Bayernfan, beurteilen kann. Natürlich wird nicht jede negative Aktion komplett ausufernd erzählt, aber Vieles zumindest auch angeschnitten, man versteckt sich nicht davor. Überraschend stark fand ich Mario Gomez als Interviewpartner, Lahm,Schweinsteiger und Müller sind etwas enttäuschender. Aber auch Ivica Olic, Javi Martinez oder Dante waren super, wie auch viele der Gegner. Generell liebe ich es, wenn Spieler ihre Gedankengänge erklären können in speziellen Situationen auf dem Platz. Das gelingt Petr Cech am allerbesten, aber einigen anderen auch. Andere „hauen ihn dann einfach rein“, aber das bildet vielleicht auch ganz gut den Unterschied zwischen Instinktspielern und nachdenklichen Spielern ab. Grundsätzlich schwebt ein wenig das Damoklesschwert der zu großen Werbung und Selbstbeweihräucherung über der Serie, die aber auch nicht verbergen möchte, dass sie keine kritische Auseinandersetzung mit dem FC Bayern ist.

Somit ist „Generation Wembley” insgesamt eine sehenswerte Doku, die durch die Machart mit einem guten Flow und weitgehend guten Interviewpartner punkten kann.

81/100
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