Fullmetal Alchemist: Brotherhood – Alchemie, Homunculi und Kriege. Review ganzer Animeklassiker

Harry Potter” kann einpacken, Full Metal Alchemist: Brotherhood liefert die bessere Geschichte um einen Stein der Weisen. Die Serie gilt zurecht als absoluter Animeklassiker, der eine actionreiche und emotionale Abenteuerreise der Eldric Brüder durch eine steampunkige Fantasywelt mit Alchemie, Homunculi und großen militärischen Verschwörungen gekonnt erzählt. „Brotherhood” ist besser als die Serie, die nur den Titel „Full Metal Alchemist” trägt, deswegen kann man die erste Serie weglassen und die überlegene Variante anschauen. Die Geschichte wird in insgesamt 64 rund 25 minütigen Episoden erzählt.

Ich möchte kurz ausführen, dass es zum Fullmetal Alchemist Manga zwei verschiedene Animeserien gibt. Dabei handelt es sich allerdings nicht um aufeinander aufbauende Serien, sondern bei beiden um Adaptionen des Mangas, die über weite Strecken dieselbe Geschichte erzählen. Doch während die erste Serie im späteren Verlauf ihre eigenen Wege gehen musste, weil die Mangareihe noch nicht abgeschlossen war, hangelt sich „Brotherhood” näher am Original entlang. „Full Metal Alchemist: Brotherhood” funktioniert daher wie ein actionreicheres Remake mit weniger Fillerepisoden und erhöhtem Fokus auf die Politik der Welt, dass der ersten Animeserie überlegen ist. Die erste Anime-Adaption fühlt sich kleiner an und ist eher Charakterstudie, einigen wird das besser gefallen, allerdings wird für die meisten „Brotherhood” die bessere Serie sein. 

Die Geschichte spielt in der steampunkigen Fantasywelt Amestris um 1910 und ähnelt dem damaligen Europa. Doch es gibt starke Unterschiede zu unserer Welt, vor allem, dass die Alchemie ein natürlicher Teil dieser Welt ist. Die Alchemisten können durch sogenannte Transmutationen mit Hilfe eines Transmutationskreises Materie frei formen. Das nutzen sie entweder zum Kampf, um Mischwesen herzustellen oder für andere Zwecke. Die böse Seite nutzt die Alchemie auch für Homunculi, eine Art von dämonischen Übermenschen, die mittels des Stein der Weisen im Austausch gegen Menschenopfer erschaffen werden können. Diese Homunculi werden zu den Antagonisten unserer Hauptfiguren, den Gebrüdern Elric. 

Zu Beginn der Geschichte versuchen Ed und Al Elric ihre verstorbene Mutter mittels Alchemie von den Toten auferstehen zu lassen, sie beachten allerdings dabei nicht das Konzept des „äquivalenten Tauschs” – ein Ausdruck, der gefühlt 500 Mal in der Serie gesagt wird. Deswegen geht die in dieser Welt ohnehin als ultimativ verpönt geltende Totenbeschwörung schief, der jüngere Bruder verliert seinen ganzen Körper und läuft nun als Rüstung durch die Gegend, während sein Bruder Ed seine beiden Arme verliert. Glücklicherweise gibt es für ihn noch die „Automail”, fortgeschrittene Prothesen, die ihm sogar die Alchemie erleichtern. Fortan haben die beiden das Ziel mächtige Alchemisten zu werden, um ihre Körper zurückzuerlangen. Ed wird dafür nach einer schweren Prüfung Staatsalchemist, allerdings unter einer Militärdiktatur, was die beiden ins Grübeln bringt. Zudem ist die Rede vom Stein der Weisen, der ihnen erheblich dabei helfen könnte ihre Ziele zu erreichen, weswegen sich die beiden auf eine lange Reise durch Amestris begeben. Dabei treffen sie auf eine ganze Reihe von interessanten Charakteren, die die komplexe Welt sehr gut charakterisieren und zeichnen – auch wenn es manchmal etwas wirr wird. Am Ende kulminiert alles großartig in einem politischen Plot rund um die ultimativen Fragen der Weltherrschaft, Leben & Tod. 

Die Beschreibung der dargestellten Welt und Grundhandlungsstränge geriet diesmal etwas länger, weil diese Fantasywelt und ihre zahlreichen Charaktere die wahren Stars der Serie sind. Viele Figuren bieten ihre eigenen spannenden Hintergrundgeschichten, das Leben und Erschaffen der Homunculi ist widerlich und gleichzeitig faszinierend, die politische Komponente ist bemerkenswert komplex umgesetzt. Darüber hinaus scheut sich die Serie nicht in actionreichen Sequenzen wahre Feuerwerke abzubrennen oder konsequente Entscheidungen zu treffen – auch emotionale Momente haben allerdings immer wieder ihren Platz. Der Zeichenstil ist gut und dürfte zeitlos sein, ohne dabei überragend zu sein. Meine kleinen Kritikpunkte liegen in den zu vielen Fillerfolgen im vorderen und mittleren Teil, in denen teils zu lang auf der Stelle getreten wird. Doch gerade das letzte Drittel, speziell die letzten 10 Folgen sind sehr gut. Darüber hinaus funktionierte für mich der doch häufiger auftretende Humor der Serie leider weniger, aber das ist vermutlich rein subjektiv.

Zusammenfassend ist „Fullmetal Alchemist: Brotherhood” eine sehenswerte Serie, die zurecht zum Standardwerk im Animebereich gehört, relativ zeitlos wirkt und eine hochspannende Welt mit einer interessanten Geschichte rund um Alchemie verbindet. Vielleicht lag es bei mir am Ende an der zu hohen Erwartungshaltung, dass ich nicht noch mehr von der Serie eingenommen und umgehauen werden konnte. Wenn man nicht die beste Animeserie aller Zeiten erwartet, wird man mutmaßlich positiv überrascht sein.

84/100
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