For Life – Wenn der Häftling zum Anwalt wird. Review ganze Serie

„For Life” ist eine amerikanische Gerichtsserie mit einem Twist, die auf wahren Begebenheiten basiert. Hauptcharakter Aaron Wallace (Nicholas Pinnock) ist für ein Verbrechen lebenslang eingesperrt worden, welches er nicht begangen hat. Um seine eigene Unschuld zu beweisen und anderen Häftlingen zu helfen, möchte er sich im Gefängnis zum Anwalt ausbilden lassen, was ihm auch letztlich gelingt. Dabei versucht der schwarze Häftling & Anwalt der Staatsanwaltschaft und dem Justizsystem zu beweisen, dass es nicht gerecht, sondern vorverurteilend ist.

Obwohl die Serie einen klaren roten Faden hat, ist sie anfangs noch recht episodisch aufgebaut, da Wallace sich zunächst seine Sporen verdienen muss mit einzelnen Fällen, die Folge pro Folge abgearbeitet werden. Auf der zweiten Ebene arbeitet er an seinem eigenen Fall weiter und auch seine Familie und deren Problematiken bekommen viel Zeit in der Serie eingeräumt. „For Life” ist dabei überwiegend gut gespielt, solide produziert und mit dem Herz am rechten Fleck, wobei einige Szenen recht pathetisch wirken.

Staffel 1 ist mit 13 Folgen zu lang, wird aber mit Fokus auf Aarons eigenen Fall immer interessanter. Das kulminiert in den spannenden, sehr guten letzten 3 Folgen der 1. Staffel und baut auf einen Showdown hin, der leider vertagt wird. Staffel 2 löst diesen riesig aufgebauten Showdown leider nur halbgar sofort auf und widmet sich fortan eher der familiären Problematik. Die zweite Hälfte der Staffel wirkt seltsam losgelöst vom Rest und verarbeitete stattdessen damals hochaktuelle Themen. Eventuell gab es Nachdrehs um den Verlauf zu ändern, denn in dieser 2020 veröffentlichten zweiten Staffel werden bereits die Themen Covid und der Mord an George Floyd behandelt, zwei Ereignisse, die erst 2020 passierten. Durch diese Ereignisse wird der aufgebaute Handlungsstrang ziemlich über den Haufen geworfen. Zunächst ist Covid Thema, dann die brenzlige Situation in Gefängnissen, dann das gesellschaftliche Problem, dass die Polizei immer wieder Schwarze ermordet. Manchen mag diese Abkehr von der vorherigen Haupthandlung nicht gefallen haben, für mich hat dieser Wandel die Serie gerettet und mein Interesse neu geweckt.

Insgesamt ist „For Life” sehenswert, vor allem für seinen politischen Kommentar. Sie funktioniert davor allerdings auch ganz gut als Gerichts- und Anwaltsserie mit einem guten Schuss Gesellschaftskritik in den USA. Dennoch ist die Serie nicht überragend, das Potential ist allerdings da – nur wurde es aus meiner Sicht nicht richtig kanalisiert.

75/100
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