Flower of Evil – Ist mein Mann ein Serienkiller? Review

„Flower of Evil” ist ein südkoreanisches, hochdramatisches, twistreiches Melodrama, dass viele Genres und Themen in sich vereint. Im Zentrum steht eine liebevolle kleine Familie, doch das Vertrauen zueinander wird eines Tages erschüttert, als die Ehefrau und Kommissarin vermutet, dass ihr Ehemann vielleicht ein Serienkiller sein könnte. Die Serie gibt es aktuell leider nur im Originalton mit Untertiteln.

Im Mittelpunkt dieses wilden Genremixes steht eine Ehe, doch diese ist belastet, weil Baek Hee-seong (Lee Joon-gi) eine dunkle Vergangenheit verbirgt und seine Identität gewechselt hat. Seine Frau und Polizeikommissarin Cha Ji-won (Moon Chae-won) beginnt den Fall eines Serienmörders zu untersuchen, der vielleicht wieder „heiß” geworden ist. Denn 18 Jahre nach dem letzten Mord erscheint es so, als hätte der Serientäter erneut zugeschlagen. Der Verdacht der Polizei und Öffentlichkeit liegt schnell auf einem damaligen Mittäter: Alle glauben, dass der Sohn die grausamen Taten des Vaters weiterspinnt. Anhand zahlreicher Indizien beginnt Ji-won nach zwei relativ langatmigen Pilotfolgen behutsam ihren Mann zu verdächtigen dieser Serienmörder-Sohn zu sein. 

Die Prämisse dieses tränenreichen Genremix klang für mich damals sehr vielversprechend und glücklicherweise funktionierte diese Ausgangssituation sehr gut, darüber hinaus entwickelt sich daraus noch deutlich mehr, als man zu Beginn vermuten würde. In Sachen Inszenierung, Darstellern und Produktion ist „Flower of Evil” im höheren Regal anzusiedeln. Anders als bei den recht bodenständige koreanischen Serien „Stranger” und „Signal”, wird bei „Flower of Evil” deutlich die Dramatik in den Vordergrund gestellt. Innerhalb der Serie kann auch ein Gang zum Bäcker mit Zeitlupen, der passenden Musik und viel Tränenflüssigkeit (oder dem Regen) zu einer dramatischen Szene werden, die Macher sind wahrlich Meister der dramatischen Inszenierung. Im weiteren Verlauf sagt eine Figur über eine Szene: „Was ist das hier, die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea?“ Diese Meta-Einschätzung sollte ein Gefühl für die hohe Emotionalität dieser Serie geben. Dabei ist „Flower of Evil” natürlich kitschig, aber die Emotionen wirken nur selten deplatziert. Außer dieser hohen Dramatik liegt der Fokus auf dem Spannungsfeld zwischen Liebe, Familie, Vertrauen, Kontrolle und schockierenden Enthüllungen. Die Kommissarin weiß recht schnell Bescheid, teilt ihr Wissen allerdings nicht. Deshalb gibt es häufig spannungsgeladene Gespräche, bei denen eine Person herausfinden möchte, ob die andere mehr weiß, ohne es direkt anzusprechen. Wann kommen die unvermeidlichen Themen endlich auf den Tisch? 

Ständige zwischenmenschliche Spannungen und Spannung darüber, wann die Konfrontationen und Twists kommen, begleiten dieses Drama, was im Nebenberuf auch Krimi ist. Es wird viel ermittelt, es geht um Serienmörder, es gibt eine Fülle von Intrigen und bösen Charakteren, Identitätsdiebstahl, Entführungen, die Familie wird um jeden Preis beschützt, ungeklärte kontroverse Mordfälle stehen auf dem Programm, auch Psychopathie und das komplette Fehlen von Emotionen werden behandelt. Die Handlung ist vielschichtig und schreckt auch vor folgenreichen Entscheidungen nicht zurück. Natürlich wirkt die Handlung sehr konstruiert, eben so, wie es nur Drehbuchautoren schreiben können und nicht das Leben. Das muss einem klar sein. Die Geschichte ist voll von Wendungen und Überraschungen, aber auch von Zufall. Ob die Charakterhandlungen immer komplett nachvollziehbar sind und das alles logisch ist, ist etwas schwieriger zu beurteilen. Ich würde viele Figuren als sehr naiv bezeichnen, weswegen einige Handlungsstränge etwas „einfach” erscheinen. Generell sind die Twists gut und wichtig für die Story, aber manchmal lassen sich viele Charaktere zu leicht manipulieren.

Dennoch ist man stets gefesselt, weil sich am Anfang der jeweiligen Folge plötzlich wieder komplett neue Handlungsstränge auftun. Irgendwann glaubt man zu wissen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, wird aber stets überrascht. Die ersten beiden etwas zähen Folgen erschweren den Einstieg etwas, ab der sehr starken Folge 3 wird aber Fahrt aufgenommen, was sehr frühzeitig in einer großartigen 5. Folge kulminiert. Ab da ist das Pacing deutlich stärker, das Tempo wird angezogen. Die Episoden 11, 14, 15 möchte ich noch besonders positiv hervorheben. Die 16. und letzte Folge fand ich leider etwas enttäuschend. Ich hätte den Komplett-Kitsch nicht gebraucht, zudem passte für mich die Handlung am Ende nicht ganz, auch weil Kommissar Amnesie leider mal wieder zuschlug.

Insgesamt ist „Flower of Evil” mit seinen 16 Episoden temporeicher als die koreanischen Vergleichsserien „Stranger” und „Signal”, sie hat allerdings auch mehr Makel in der Handlung und trieft vor Kitsch. Dennoch sind die Ausgangssituation und das, was sich daraus entwickelt, sehr sehenswert. Somit bekommt „Flower of Evil” von mir eine klare Empfehlung, auch wenn bisher eine deutsche Synchronisation fehlt.

85/100
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