Fleabag – Die beste Dramedy-Serie? Review ganze Serie

„Fleabag” ist ein absoluter Geniestreich und war 2019 ein Kritikerliebling, der zahlreiche Emmys gewinnen konnte. Doch ist sie auch etwas für die breite Masse? Die Dramedy-Serie ist meine Lieblings-Comedyserie, weil sie eine klare Handlung verfolgt und neben zahlreichen lustigen Momenten auch emotionale und tragische Sequenzen enthält.

Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Phoebe Waller-Bridge, die gleichzeitig Hauptdarstellerin, Schöpferin und auch Drehbuchautorin der Serie ist. In Folge der Serie, die zurecht auch zu einem Publikumserfolg wurde, konnte sich Waller-Bridge ihre Anschlussjobs, ob vor oder hinter der Kamera aussuchen. Sie galt als Dramedy-Genie – durchaus zurecht. Für die Serie schrieb sie ihr Theaterstück um, eigentlich sollte „Fleabag” nur aus einer Staffel bestehen, die nachgeschobene 2. Staffel verbüßt allerdings keinerlei Qualitätsverlust, sondern wird sogar noch besser. Die zwei abgeschlossenen Staffeln enthalten jeweils 6 Episoden à 30 Minuten.

Da ich kein großer Fan von reinen Comedy-Serien bin und aus dem Sitcom-Alter rund um die Genreklassiker meiner Generation wie How I met your mother, Scrubs und Co. schon lange herausgewachsen. Deswegen bin ich bei Comedyserien erstmal etwas vorsichtig, aber „Fleabag” holte mich von Beginn an ab. Deswegen möchte ich auch eine klare Empfehlung aussprechen für Skeptiker von Comedyserien! Die Mischung aus häufig absurder Comedy mit teils aufwühlendem, fiesen Drama wird mit dem von mir allseits geliebten Brechen der vierten Wand verknüpft, die Hauptfigur schaut den Zuschauer also direkt an und kommentiert die gerade ablaufende Situation in einer Art Metakommentar. Zu dieser Zeit vor allem durch House of Cards im Serienbereich popularisiert, passt dieses schöne Stilmittel großartig zur Handlung. 

Apropos Handlung: Es geht um eine 30-jährige Frau und ihren Alltag in London. Die Hauptfigur versucht den Tod ihrer besten Freundin zu verarbeiten, die bei einem Autounfall verstarb, den sie selbst fingiert hatte, um die Aufmerksamkeit ihres Freundes zurückzugewinnen, mit dem wiederum unsere Hauptfigur eine Affäre hatte. Gehirnwindungen schon verknotet? Die kurze Beschreibung der Ausgangslage sollte schon illustrieren, dass „Fleabag” in ihren Comedy-Setups am Rande zur Absurdität wandelt. Darüber hinaus ist die Hauptfigur mit ihren Problemen allerdings auch greifbar, ihre dargestellten Probleme (mit Familie, Trauer und Beziehungen) sind auch für ihre Generation sehr gut nachvollziehbar. Das Brechen der vierten Wand mystifiziert ihre Figur etwas, lädt aber auch dazu ein, dass man mit ihr wunderbar mitfühlen kann oder sie auch für ihre Aktionen verabscheut. Im Zuge ihrer großen Trauer, die sie nicht so recht in die richtigen Bahnen lenken kann, versucht sich die Titelheldin mit Affären abzulenken, gerät allerdings auch immer wieder in die großen Familiendramen hinein, der Freund ihrer Schwester möchte beispielsweise mit ihr anbandeln. 

Die Serie braucht etwas Zeit, um Tempo aufzunehmen und bereitet durch ihre ungewöhnliche Machart nicht den leichtesten Einstieg. Dennoch sollte man sich darauf einlassen, denn es wird mit fortlaufender Handlung nur besser, die einzelnen Darsteller finden sich besser in ihre Charaktere hinein. Zum Ende der 1. Staffel nimmt die Geschichte Fahrt auf, so dass es regelrecht schade ist, dass Staffel 1 an dieser Stelle bereits endet. Staffel 2 knüpft daran an und erhöht das Tempo weiter. Phoebe Waller-Bridge spielt weiterhin ganz fantastisch, in der 2. Staffel kommt als Highlight auch noch Andrew Scott hinzu, der einen katholischen Priester spielt. Dieser starke Gegenpart hebt die Qualität der Serie noch weiter an, die gute Chemie der beiden Darsteller ist bemerkenswert. Die beiden Figuren fühlen sich stark zueinander hingezogen, führen aber auch zahlreiche interessante Gespräche, auch über die Vereinbarkeit des Priesteramts mit der irdischen Liebe. Darüber hinaus sind natürlich auch die Auftritte von Olivia Colman wie immer ein Genuss.  

Zusammenfassend sollte sich jeder diese Serie angesehen haben. Die insgesamt kurze Laufzeit kann niemanden abschrecken und „Fleabag” ist ein überaus gelungenes Portrait einer jungen, ziellosen Frau, die Humor auch aus Selbstschutz verwendet. Demnach möchte ich eine vollkommene Empfehlung aussprechen, denn „Fleabag” ist schön gespielt, lustig und dramatisch.

86/100
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