„El Eternauta” ist eine apokalyptische Survival-Serie mit deutlichen Science-Fiction Elementen, etwas Action und zwischenmenschlichen Dramen aus Argentinien. Mit dem Star Ricardo Darín („Argentinien 1985”, „Wild Tales”, „In ihren Augen” -> Alles sehr empfehlenswerte Filme) in der Hauptrolle fühlt sich diese Serie wie eine wilde Mischung von „The Walking Dead”, „The Last of Us” und „Die Körperfresser kommen” an, doch tatsächlich basiert die Serie auf einer Sci-Fi Comic Reihe des argentinischen Schriftstellers (und späteren Guerillakämpfer) Héctor Germán Oesterheld, der den ersten Band bereits 1957 veröffentlichte. Eine spannende Mischung mit interessanter Hintergrundgeschichte, kann aber auch der Inhalt selbst mithalten?
Die Geschichte spielt in Buenos Aires. Die Menschen leben ihre Leben, unsere Hauptfigur trifft sich zum Spieleabend, seine Tochter ist mit Freunden unterwegs. Doch auf einmal fängt es im Sommer an zu schneien! Doch damit nicht genug, schon bald wird deutlich, dass es sich um tödlichen Schnee handelt. Alle Menschen, die sich draußen befinden und keinen Schutz haben, fallen einfach so tot um. Ohne Blut, ohne große Todes-Sequenzen, von einem auf den anderen Moment. Das sieht gerade in der ersten Folge leider manchmal etwas unfreiwillig komisch und doof aus (Bäckerpärchen). Doch ist es die Luft? Ist es der Schnee? Diese Frage und noch viele mehr sorgen für Zündstoff und Reibereien innerhalb der Gruppe: Wie gehen wir vor? Wo können wir hin, wenn durch die Apokalypse Fernsehen, Internet und Co. wegbrechen und draußen der Tod lauert? Wie gehen wir mit Fremden um? Wollen die uns etwas Böses, oder haben sie unsere Hilfe verdient? „El Eternauta” bietet die klassischen Zombie-Survival-Film-Fragen in anderem Setting. Hauptfigur Salvo möchte jedenfalls zurück nach Hause zu Frau und Kind und begibt sich im zusammengeschusterten luftdichten Anzug mit Gasmaske auf die Straßen.
Dabei begegnet ihm schon bald andere Überlebende (neben sehr vielen Toten, die immer wieder deutlich von der Kamera in Szene gesetzt werden), doch in der Mitte der Staffel nimmt die Serie nochmal einen überraschenden Turn (wenn man vorher nichts weiß), den ich nicht zwingend verraten möchte, der aber einige abschrecken könnte. Nur so viel: Irgendwann gibt es meteorit-ähnliche Lichtspektakel am Himmel zu sehen und vielleicht bringen die beim Aufprall auch etwas mit…
Die Produktion ist angenehm hochwertig. Schöne Kulissen, nicht allzu aufdringliches CGI und wenn, dann sieht es relativ gut aus. Die Effekte sind sicherlich nicht aus dem obersten Regal, aber durchaus ansehnlich. Ricardo Darin ist als Ankerpunkt der Serie ein Glücksfall, aber auch das restliche Darstellerensemble weiß überwiegend zu überzeugen. Einige Szenen wirken etwas doof (die Visionen komisch) oder das Zusammenspiel mit den CGI-Effekten passt nicht zu 100%, aber das ist alles noch auf einem Niveau, dass man nicht an ein B-Movie denkt, sondern eben an „Genrefilm” oder „Genreserie”. Das Tempo ist nach relativ ruhigem Beginn spätestens ab Folge 4 auf einem guten Niveau, die letzten 3 Folgen der nur 6-teiligen 1. Staffel sind actiongeladen. Wofür „The Walking Dead“ Staffeln braucht, (zumindest später) wird hier in nicht mal einer halben Folge abgehandelt (Beispiel Einkaufszentrum). Darunter leidet ab und an die Glaubwürdigkeit und man hat kein Gefühl für zurückgelegte Distanzen. Generell sollte man in Sachen Logik bzw. glaubwürdige Charakterhandlungen nicht allzu tief hinter die Fassade blicken, aber grundsätzlich funktioniert das alles.
Ob man mit der Entwicklung der Geschichte so zufrieden ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich fand es nach kurzem „WTF-Moment“ in Folge 3/4, den man akzeptieren muss, interessant und unterhaltsam. Die Serie ist etwas anderes und gibt dem Survival-Genre einen neuen Spin, ich habe Lust auf mehr. Aber absolut fantastisch und ohne Makel ist „Eternauta” natürlich nicht.



