Die Zwölf Geschworenen – Wenn das Privatleben der Geschworenen spannender als der Fall ist. Review Staffel 1

Grundsätzlich gilt, wer den Film „die 12 Geschworenen“, noch nicht gesehen hat, lieber den schauen, der ist sicherlich besser. Doch hier soll es um „De Twaalf” gehen, eine belgisch-flämische Gerichtsdrama-Serie, die klassische Gerichtselemente mit einem größeren Erzählstrang rund um die Privatleben der Geschworenen verbindet. Ich sah bisher nur die 10-teilige 1. Staffel.

Staffel 1 spielt auf drei verschiedene Zeitebenen, da die Angeklagte eines Mordes vor rund 20 Jahren und eines Mordes vor rund 2 Jahren beschuldigt wird. Der Schulleiterin Frie Palmers (Maaike Cafmeyer) wird vorgeworfen, sowohl ihre beste Freundin als auch ihre eigene Tochter ermordet zu haben. Der Fokus der Haupthandlung liegt zwar auch im Gerichtssaal, aber vor allem auf den 12 Geschworenen, beziehungsweise eher 5-6 Geschworenen, auf die die Geschichte näher eingeht. Dieser andere Fokus ist eine andere, durchaus frische Herangehensweise, da das Privatleben, die Probleme der Geschworenen in ihrem eigenen Leben und ihre emotionalen Entscheidungen vor diesem Hintergrund thematisiert werden, was sonst nicht allzu häufig der Fall ist. Das wirkt zu Beginn interessant und ist im weiteren Verlauf gleichzeitig ein gut beobachtetes Plädoyer gegen Geschworenengerichte, da die Menge der unsinnigen Entscheidungen dadurch in die Höhe schießt. 

Leider gerät der Mordprozess häufig etwas in den Hintergrund, bei einer Serie mit diesem Titel habe ich mich auf zahlreiche Debatten, die die Geschworenen untereinander führen, gefreut, dies findet allerdings erst zum Schluss wirklich statt. Vielleicht auch, weil der Teil über die Privatleben der Geschworenen und deren dunkle Geheimnisse spannender ist, als der Mordprozess selbst. Denn der Fall hat einige logische Lücken und wirft ein ganz schlechtes Licht auf die Polizei und das belgische Justizsystem. Leider war ich mit dem Ende der 1. Staffel auch nicht ganz zufrieden.

Ob die Serie als Kommentar gemeint war, der dieses ganze System anklagt, oder nur als beiläufige Unterhaltung, kann ich am Ende nicht abschließend herauslesen. Insofern empfinde ich die erste Staffel von „De Twaalf” als solide Nebenbei-Serie, auf der man allerdings besser nicht zu lange und zu intensiv herumdenken sollte.

72/100
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