„Die Lüge” ist eine schwedische Psychothriller-Drama-Miniserie, basierend auf einem Bestseller. Das klingt erstmal nach guten Zutaten, aber kann die solide produzierte Miniserie überzeugen? Nur teilweise. Eine Triggerwarnung für Vergewaltigungen ist angebracht.
Rund 4 Jahre vor den Ereignissen der Haupthandlung wird Hauptcharakter Stella (Alexandra Karlsson Tyrefors) in einem Handballcamp vergewaltigt. Die Eltern entscheiden keine Anzeige zu erstatten, dennoch sind sowohl das Ereignis selbst als auch die Entscheidung der Eltern traumatisch und prägend für die Familie, die im Laufe der folgenden Jahre immer mehr auseinander bricht. In diesem Teil gelingen einige vernünftige Beobachtungen dazu, was diese Vergewaltigung, aber auch der Umgang damit für Konsequenzen haben kann. Erst am Ende der 1. Folge offenbart sich die Haupthandlung: Stella wird eines Mordes bezichtigt und wird schnell in U-Haft genommen. Die 6-teilige Miniserie arbeitet nun alles auf. Die Beziehung von Stella zu Familien, Freunden, Partnern und Feinden, den Mordfall selbst, die kaputten Familienverhältnisse sowie das Justizsystem und dessen Abläufe.
Den vielsagenden, fiesen Beginn der Serie empfand ich als gelungen. Doch danach wird in Rückblenden viel erzählt, was der Zuschauer ohnehin schon weiß, so dass die Handlung lange auf der Stelle tritt. Zudem ist die „tolle Zeit”, die Stella mit dem Mordopfer zuvor verbracht hat, zu langatmig dargestellt. Darüber hinaus entscheiden sich die Macher erzählerisch für eher ungelenke Kunstgriffe. Viel wird nur angedeutet, ein passendes Beispiel ist, wenn Amina mit der Mutter spricht. Obwohl der Zuschauer weiß, dass dieses Gespräch wichtig ist und große Konsequenzen haben wird, entscheidet man sich stattdessen dazu abzublenden, den Dialog bewusst im „Off” zu halten. Eine frustrierende Entscheidung. So hangelt sich die Serie relativ klassisch und etwas zu langatmig über ihre Laufzeit, vor allem, weil man früh weiß, dass erst die letzte Folge eine Auflösung bieten wird – obwohl genügend Figuren schon vorher anhand ihres Wissensschatzes die Möglichkeit hätten etwas zur Lösung beizutragen.
Funktioniert denn letztlich die Auflösung? Nicht so wirklich, es ist alles etwas zu eindeutig, zu einfach und zu vorhersehbar, als ob alles nur für den Twist gebaut wurde. Das Ende selbst ist aber durchaus rund und die Serie bietet ein paar gute Beobachtungen (beim Umgang der Eltern mit der Vergewaltigung und der grundsätzlichen Behandlung der Vergewaltigungsthematik), aber auch viel Leerlauf und zu große Vorhersehbarkeit. Insofern kann man sich „Die Lüge” mal ansehen, aber man verpasst auch sicherlich keinen Geheimtipp, wenn man es lässt.



