Der Untergang des Hauses Usher – Wer oder was dezimiert die Familie? Review Horror-Miniserie

Ich kannte zuvor keine der Vorlagen, fand die Ausgangssituation aber ganz spannend, auch wenn die Charaktere alle etwas arg überzeichnet wirken. Insgesamt spielt sich die Handlung auf mehreren Zeitebenen ab. Eine kleine in den 60er Jahren, eine größere zum Ende der 70er Jahren, eine in der Gegenwart und eine drei Wochen zuvor, die sich bis in die Gegenwart hineinzieht. Sofort zu Beginn wird deutlich, dass alle Kinder des Patriarchen Roderick Usher innerhalb dieser drei Wochen versterben werden, nur das Warum und Wie ist anfangs unklar. Folge für Folge werden die Sprösslinge dem Tode zugeführt, dabei spielt eine offenbar übernatürliche Person (großartig: Carla Gugino, die mit Vorliebe in Mike Flanagan Produktionen auftaucht) eine zentrale Rolle.

Dieser Ansatz ist zwar nachvollziehbar, wird aber auch recht schnell alt. Jede Folge ein neuer Mord, alle ähneln sich inhaltlich sehr, wenn sie auch stilistisch einige Variationen bieten. Doch funktioniert der restliche Horror? Der psychologische Komponente gelingt ganz gut, auch die Szenen im Elternhaus funktionieren, jedoch waren einige Jumpscares etwas unnötig. Trotz ihrer Horrorelemente, kann man die 8-teilige Miniserie auch als Schisser noch recht unproblematisch ansehen (für Sie getestet!). Besonders spannend fand ich die Kombination aus hochgestochenen Gedichten und absoluter Fäkalsprache, generell mochte ich die Dialoge überwiegend. Ähnlich zu „Succession” soll man – bis auf einige ganz wenige Ausnahmen – keine der Figuren mögen und somit fiebert man auch nicht wirklich mit, sondern denkt sich: Können wir das mit dem Ermorden beschleunigen und endlich die Hintergründe ergründen? Denn im Gegensatz zum HBO-Klassiker ist jederzeit klar, wohin die Reise führen wird.

Die Auflösung ist in Ordnung und sehr solide dargestellt. Der Weg dorthin war nur etwas lang und vorhersehbar. Ansonsten sind die Darsteller (super: Mark Hamill) und auch die überwiegend gelungene Inszenierung das Faustpfand dieser Miniserie. Die Handlung und der lange Mittelteil konnten mich leider aber nicht ganz überzeugen. Deswegen ist für mich „Der Untergang des Hauses Usher”, dessen Titel dem Genitiv frönt, eine immer noch gelungene psychologische Horror Serie, die allerdings hinter „Midnight Mass” und „The Haunting of Hill House” zurücksteht.

77/100
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