De Dag (24 Hours – Two sides of a crime) – Ein Krimi-Geheimtipp. Review

Über 12 Folgen werden 24 Stunden eines Verbrechens gezeigt, das eine kleine flämische Stadt im Würgegriff hält. Folge 1 startet mit den Bankräubern, die allerdings nicht schnell das Geld einsammeln und die Bank wieder verlassen, sondern sich stattdessen darin verbarrikadieren und Geiseln nehmen. Daraufhin erreicht die Polizei mit einem Verhandlungsteam (erinnert an den Film „Verhandlungssache”) den Ort des Geschehens. Produktioneller Kunstgriff der Serie ist, dass die Folgen jeweils aus Sicht der Polizei (vor allem durch das bei Geiselnahmen übliche Team) und aus Sicht Geiselnehmer/Räuber erzählt werden. Dazu kommt auch das passende Zeit-Gimmick, das sich sicherlich auch etwas bei „24” bedient. Dadurch gelingt ein willkommener Rundumblick, denn auch die verschiedenen Polizeieinheiten und Angehörigen kommen nicht zu kurz. Was ich besonders mag und die Serie sehr gut macht: Vor allem anfangs werden die Blickwinkel Folge für Folge getauscht und einige Szenen werden doppelt erzählt, aber anders, so kann man sich das tatsächliche Geschehen selbst zusammenbasteln. Darüber hinaus haben mich die – für mich unbekannten – Darsteller positiv überrascht, die Produktion ist gut.

„De Dag” beginnt vielleicht etwas langsam und verwirrend, weil man das Motiv der Bankräuber nicht wirklich versteht und sich viel Zeit für die Exposition und Erklärung der Situation mit allen möglichen Teilnehmern auf Behördenseite, den Dieben und der Bevölkerung genommen wird, aber spätestens mit der hervorragenden 5. Folge nimmt die Maschinerie richtig Fahrt auf und belohnt mit einer Tour de Force, die bis zum Ende anhält. Ich war allerdings aufgrund der Machart mit den verschiedenen Blickwinkeln von Folge 1 an voll dabei, ich empfand endlich mal wieder einen frischen Wind im angestaubten Genre, das mich zuletzt mit dem Film „Inside Man” ähnlich begeisterte.

Clever, durchdacht, sachlich, strukturiert und spannend geschrieben, sowie inszeniert, verdient diese kleine, aber sehr feine, Serie deutlich mehr Aufmerksamkeit. So bleibt sie zunächst noch ein Geheimtipp, aber rangiert bei mir im Bereich der puren Krimiserien auf einer der Spitzenplätze. Dabei profitiert de „De Dag” davon, dass die Serie nur eine wohlüberlegte Staffel umfasst und nicht von späteren Staffeln heruntergezogen wird.

88/100
Total Score
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