„Das Reservat” ist eine dänische sechsteilige Miniserie, die sich mit dem Verschwinden eines philippinischen Au-Pair-Mädchens in einem Reichenviertel beschäftigt. Das klassische Gefälle zwischen Arm und Reich ist ebenso Thema wie Fragen von Loyalität, Moral, Anstand und Macht.
Nördlich von Kopenhagen, in Nordsjaelland, leben einige reiche Menschen in einer Siedlung mit ausladenden Gärten, ihren seltsamen Kindern und jeweils einer philippinischen Au-Pair, die wiederum untereinander befreundet sind. Eines Abend wendet sich Ruby (Donna Levkovski), das Au-Pair der Nachbarn, an unsere Hauptfigur Cecile (Marie Bach Hansen), weil sie ein Problem mit ihrer Arbeitgeber-Familie hat. Doch Cecile rät ihr nur zum Gespräch, möchte sich nicht einmischen. Nach dieser Nacht verschwindet Ruby, ihre sehr reichen Arbeitgeber interessiert das jedoch zunächst weniger. Cecile möchte nicht allzu offensiv auftreten, weil ihr Mann Anwalt für den sehr reichen Nachbarn ist, letztlich erreicht sie aber doch, dass die Polizei alarmiert wird, die fortan ermittelt.
Die erste Folge arbeitet sich lang an der Exposition ab, man beginnt allerdings sofort die reichen Leute unsympathisch zu finden. Doch immerhin hat Cecile so etwas wie ein Gewissen, so dass der Fall langsam ins Rollen kommt, sie selbst ein paar Nachforschungen anstellt und schnell herausfindet, dass die Verschwundene wohl schwanger war. Das rückt die ganzen Herren in den Kreis der Verdächtigen. Zudem gibt es noch eine Nebenhandlung um die Kinder der Reichen, die sich in einem Chat pornografische Inhalte hin- und herschicken.
Die Handlung braucht etwas Zeit um Fahrt aufzunehmen, ab dem Ende der 4. Folge wird dann endlich ein gutes Tempo erreicht. Bei einer Serie, bei der man von Beginn an miträtseln soll und lange mit falschen Fährten versorgt wird, ist es natürlich bitter, dass die Andeutungen bereits in Folge 1 so überdeutlich sind, dass man sich den Täter schnell denken kann. Insofern fand ich die Auflösung etwas einfach, vor allem wenn das Pacing vorher nicht so stimmt, dass man anderweitig bei der Stange gehalten wird. Doch die letzte Folge hält einen Extra-Twist bereit, den ich erst spät kommen sah, so dass mich das Ende mit einem wohligen Gefühl von Frustration zurückließ. Klingt komisch? Was ich damit meine: Das Ende soll frustrieren und das gelingt!
Keine wirklich starke Serie, eine Serie, die man verpassen kann. Wer Interesse an relativ klassischer Dramakost mit reichen Fehlern in Menschenform hat, die gar nicht verstehen, wie privilegiert sie sind, kann sich „Das Reservat” aber mal ansehen. An die Vergleichsserie „The White Lotus” reicht es aber deutlich nicht heran, dafür fehlt die bissige Satire vollständig.



