„Tinker Tailor Soldier Spy” ist eine hochangesehene BBC-Miniserie im Geheimdienst/Spionage-Milieu, nach einem Roman von John le Carré mit Alec Guinness in der Hauptrolle. Doch wie zeitlos ist dieser britische Klassiker und passt er zu heutigen Sehgewohnheiten?
Zunächst zum durchaus verworrenen Inhalt: Nach einer gescheiterten Operation des britischen Geheimdienstes („Circus“ genannt) muss „Control“, der Chef, gehen und wird durch einen seiner internen Widersacher ersetzt. Im Rahmen dieser Umbildung wird auch George Smiley (Guinness) in den Ruhestand versetzt, jedoch bekommt er von einem britischen Agenten ein Jahr später Informationen zugespielt, die von einem Maulwurf in der obersten Reihe (vier mögliche Personen) des „Circus” berichtet. Nun begibt sich Smiley auf die Enttarnungs-Jagd.
Eine Miniserie, die gut und typisch für diese Zeit produziert und überwiegend gut gespielt ist. Gerade natürlich Alec Guinness weiß mit einer Master Class des „subtle actings” zu überzeugen. Doch funktioniert die Serie auch heute noch bedenkenlos? Leider nicht, man muss seine Sehgewohnheiten – nach einem starken und verhältnismäßig actionreichen Start – wirklich massiv anpassen. Die Miniserie ist langsam erzählt. Wirklich langatmig. Es gibt viele Szenen, wo Menschen nur miteinander reden, essen, trinken, rauchen und dabei (fast) nichts passiert oder die Handlung vorantreibt. Es gibt Rückblenden, die auch 10 Minuten hätten sein können, die aber stattdessen auf einmal eine ganze Folge umspannen (die ganze Portugal-Exkursion zu Beginn). Generell ist die Gewichtung des Dargestellten teilweise wirklich seltsam. Es werden Dinge gezeigt, die vermeintlich mit der Haupthandlung gar nichts zu tun haben und (zumindest zunächst) komplett unzusammenhängend wirken. Das Grand Finale hingegen ist dann sehr einfach und fühlt sich fast etwas gehetzt an. Von den „Actionsequenzen” , bzw. körperlichen Auseinandersetzungen (ich sage nur Parkbank gen Ende) ganz zu schweigen, da war die Produktion noch auf einem ganz anderen Niveau. Somit wirken diese Szenen heutzutage regelrecht komödiantisch.
Ist der Miniserien-Klassiker am Ende komplett überhyped und kann eigentlich gar nichts? Auch nicht. Man muss es aber auf jeden Fall im Kontext seiner Zeit sehen. Als das Pacing noch kein großer Punkt auf der Tagesordnung einer Miniserie war. Wenn man das akzeptiert, dann bekommt man eine atmosphärisch dichte Miniserie mit guten Darstellern, die mit fortschreitender Dauer auch immer spannender und besser wird.



