„Cry Wolf” ist ein starkes dänisches Familiendrama über ein 14-jähriges Mädchen (Flora Ofelia Hofmann Lindahl), das in einem Schulaufsatz schreibt, dass ihr Stiefvater Gewalt an ihr anwendet und die Auswirkungen dessen. Die 8-teilige Miniserie konnte einige europäische Filmpreise einheimsen und befasst sich gekonnt mit den schwierigen Themen von häuslicher Gewalt und folgenreichen Verdächtigungen.
„Cry Wolf” setzt an der Stelle an, wo viele andere Filme & Serien aufhören und stellt die behördlichen Abläufe nach einer Verdächtigung der häuslichen Gewalt in den Vordergrund. Denn sofort, nachdem durch den Schulaufsatz der Verdacht aufkommt, wird von Seiten der Schule das Jugendamt eingeschaltet und der erfahrene Mitarbeiter Lars Madsen (Bjarne Henriksen) nimmt sich dem Fall an. Er muss durch zahlreiche Gespräche in der Folge Wahrheiten beurteilen, abwägen, handeln und später Empfehlungen aussprechen. Obwohl in Hollys Familie sowohl ihre Mutter, als auch ihr Stiefvater und ihr jüngerer Halbbruder die Gewalt abstreiten, landen die Kinder mindetens für die Zeit der Untersuchung bei einer Pflegefamilie. Doch ist das die richtige Entscheidung? Wer sagt die Wahrheit?
Schauspielerisch agiert die Miniserie bei diesem schwierigen Thema auf einem hohem Niveau. Bjarne Henriksen („Kommissarin Lund”, „Borgen”, „Trapped” spielt Lars sehr gut, er wird aber getoppt von Flora Ofelia Hofmann Lindahl, die die Hauptfigur in ihrer Angst, Verzweiflung und inneren Zerrissenheit ganz großartig verkörpert. Sehr viel löst sie (frei nach der Ryan Gosling Schule) nur mit Blicken, Gestik und Mimik bei wenigen Worten. Leider hat die Serie auch den ein oder anderen Makel. Die Geschichte möchte lange Zeit viele Blickwinkel zulassen, die Lösung liegt aber von Beginn an sehr auf der Hand und ist zu durchschauen, wodurch die Spannung in Erwartung der Auflösung nicht so recht aufkommen möchte. Hinzukommen teils allzu klassische Dialoge und teils blöde „zufällige“ Story-Versatzstücke, um die Handlung voranzutreiben. Das führt vor allem in der Mitte zu einer spürbaren Entschleunigung des Tempos. Die starke Pilotfolge und das gute Ende, sowie die Darsteller bei hartem Thema sind allerdings das Faustpfand der Serie, die sie letztlich gelingen lassen.
„Cry Wolf” bietet ein gut konstruiertes Drama rund um das schwierige Thema der häuslichen Gewalt und der Gewalt gegenüber Kindern. Obwohl die Serie nicht frei von Makeln ist und in der Mitte etwas viel Tempo einbüßt, sind Anfang und Ende stark, so dass ich die Serie empfehlen möchte – auch aufgrund des wichtigen Themas.



