Crash Landing on You – Romantic Dramedy in Nord- und Südkorea. Review

Der starke internationale Titel „Crash Landing on You” ist bei dieser romantischen Dramedy aus Südkorea überraschenderweise buchstäblich zu verstehen, denn im Luftraum Nordkoreas stürzt die reiche südkoreanische Erbin und Geschäftsfrau Yoon Se-ri (Son Ye-jin) bei einem komödiantisch und quatschig inszenierten Fallschirmunfall ab. Dort findet sie der nordkoreanische Hauptmann Ri Jeong-hyeok (Hyun Bin). Doch wird er sie melden? Keine allzu schwer zu beantwortende Frage, ist die Serie doch eine Romanze. Die Serie gibt es in deutscher Synchronisation auf Netflix.

Ri Jeong-hyeok entscheidet sich dafür, die tollpatschig und verzweifelt wirkende Frau zunächst nicht zu melden, diese Anweisung erteilt er auch seiner Truppe, die Se-ri in einem kleinen Dorf versteckt. Doch natürlich treten dabei schnell Probleme auf, denn eigentlich verlangt die nordkoreanische Diktatur, solche Fälle zu melden. Somit begibt sich die nordkoreanische Armee-Truppe selbst in Gefahr, sie versuchen den Unfall mittels Identitätswechseln und anderen Tricks geheim zu halten. Dabei nähern sich die beiden Protagonisten – nach anfänglichem Necken – natürlich auch stetig an. Im klassischen Stil der romantischen Komödie wird die Geschichte mit retardierenden Momenten, vermeintlichen Höhepunkten und darauffolgenden Tiefpunkten erzählt: Man kennt das alles. Was man aber nicht kennt, sind die Kulisse Nordkorea und das „fish out of water“-Prinzip in Nord- und Südkorea. Für Se-ri ist es schwer nicht aufzufallen. Mir war nicht bekannt, wie verschieden die beiden Kulturen mittlerweile (logischerweise) sind, wobei es auch zahlreiche Gemeinsamkeiten gibt. Dieses Aufeinandertreffen der Kulturen und ihrer Eigenheiten gehört zu den spannenderen Momenten der ersten Hälfte, die auch Familiendrama zu bieten hat. 

Die Handlung ist gut konzipiert, auch wenn es im zwischenmenschlichen Bereich häufig kitschig und albern wird. Nach dem temporeichen, absurden Start, fehlt der Serie im Verlauf der ersten Hälfte Tempo, man tritt häufiger auf der Stelle oder dreht sich im Kreis. Das fällt besonders auf, weil die Folgenlänge der 16-teiligen Serie oberhalb der Stundenmarke bei etwa 70 Minuten pro Folge liegt. Durch die erste Hälfte musste ich mich aufgrund der allzu klassischen Liebesdrama-Erzählung etwas durchlangweilen, lediglich der ungewöhnliche Culture Clash und einige Spannungsmomente, wenn die Gefahr zunimmt, konnten mich bei der Stange halten. 

Glücklicherweise ist die 2. Hälfte besser und bricht die typischen Genreklischees etwas auf. Durch einen überraschenden Wechsel des Settings, drehen sich die Vorzeichen und zudem wird die Bedrohung immer größer, es ist, als würde ein Damoklesschwert über der Beziehung der beiden ungleichen Liebenden hängen. Der komödiantische Culture Clash wird auf die Spitze getrieben, aber auch einige Krimi- und auch Actionmomente lockern das angestaubte Genre auf. Das Tempo zieht an und letztlich findet die Serie zu einem gelungenen Abschluss.

„Crash Landing on You” ist aus meiner Sicht nicht so überragend, wie man anhand anderer Online-Bewertungen glauben könnte. Dafür fehlt in Hälfte 1 das Tempo und die Momente, die Klischees überwinden. Die zweite Hälfte kann das aber herausreißen. Somit ist die Serie sicherlich etwas für Freunde der Romantic Comedy, die durch das Nord-und Südkorea-Setting eine interessante Variante der klassischen Geschichte erhalten. Die Serie bietet zahlreiche Feel-Good-Momente, aber auch genügend Drama und eine Bedrohungslage, so dass auch etwas auf dem Spiel steht. Mich konnte „Crash Landing on You” leider – auch aufgrund von einigen Albernheiten – nicht ganz erreichen. Für Genrefans könnte sich der Blick über den Tellerrand allerdings sehr lohnen. Ich mag „Twenty Five Twenty One” als koreanisches, romantisches Drama aber letztlich lieber.

77/100
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