Cowboy Bebop – Ist der Anime-Kopfgeldjäger-Klassiker zeitlos? Review Miniserie

„Cowboy Bebop” ist der absolute Anime-Klassiker und gerne weit vorne mit dabei, wenn die Leute vom besten oder einflussreichsten Anime sprechen. Beim Thema einflussreich gehe ich mit, denn „Cowboy Bebop” sprudelt in seinen insgesamt 26 Episoden à 25 Minuten vor Ideen über, wagt sich immer wieder pro Folge an andere Genres und brilliert dort mit schnellen, stringenten Expositionen, ehe es zum Konflikt der Episode kommt.

Die Gegenwart von „Cowboy Bebop” (Veröffentlichung von 1998-1999) ist das Jahr 2071. Nachdem es 2021 zu einem großen Unfall kam, bei dem Teile des Mondes weggesprengt wurden, wodurch die Erde unbewohnbar wurde, aber andere Planeten des Sonnensystems durch die Erfindung von Ringen zur Schnellreise im Hyperraum erreichbar wurden, ist die Menschheit breit auf die Planeten aufgeteilt. Im Zentrum der Serie steht in der Gegenwart eine Gruppe von Kopfgeldjägern, die zunächst zu zweit, später zu fünft, die Galaxy bereisen und versuchen ihre Aufträge zu erfüllen. Dabei tragen alle ihre eigene interessante, teils tragische Vorgeschichte mit sich herum und müssen auf ihren Missionen einige Misserfolge wegstecken.

„Cowboy Bebop” ist sehr hübsch animiert bzw. gezeichnet, auch wenn der Stil natürlich heutzutage nicht mehr ganz modern in seinem 4:3 Format wirkt. Die Kampfszenen können mit einer guten Dynamik überzeugen und auch ansonsten ist die Inszenierung stark und war damals für Animes ungewöhnlich. Besonders blieben mir dabei die ausdrucksstarken, teilweise minutenlangen Montagen zu Musik im Gedächtnis. Generell passt die meist Jazz-lastige Musik ganz hervorragend für diese futuristische Welt, in die man gerne eintaucht. Viele Versatzstücke gefielen mir sehr gut, doch dennoch ist der Funke bei mir leider nicht ganz übergesprungen. Ich vermute, dass dies vor allem an der sehr episodischen Erzählweise liegt. 

Nach heutigen Sehgewohnheiten ist man es gewohnt, wenn eine Serie einer Haupthandlung folgt (es gibt verschiedene Story-Arcs, aber alles hängt zusammen). Hier sind viele der Folgen wirklich Einzelepisoden, einzelne kleine Kurzgeschichten. Erst nach und nach wird das Team zusammengestellt (mit dem Ed-Charakter kann ich leider nicht viel anfangen), dann gibt es zahlreiche Flashback-Folgen für die Charaktere. Eine nächste Folge behandelt aber wieder ein anderes Thema und wechselt sogar manchmal in ein anderes Genre. Diese episodische Herangehensweise führt zu einer Fragmentierung, einer Stückelung der Serie, die für mich nicht ganz funktioniert. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass die Folgen die besten sind, die dieses System aufbrechen und mehrere Episoden lang einer Haupthandlung folgen. Die Mehrteiler, einmal in der Mitte (Jupiter Jazz) und die ganze Thematik um Spike und Vicious sind für mich die wahren Highlights der Serie. Leider sind das insgesamt nur etwa 5-6 Folgen der insgesamt 26 Episoden. Hinzukommen ein paar Filler-Episoden und auch einige wenige, mit denen ich gar nichts anfangen konnte.

Mein Fazit ist, dass „Cowboy Bebop” zurecht ein extrem einflussreicher Anime ist, der so viele Ideen hat und verständlicherweise von anderen Filmen & Serien aufgegriffen wurde. Jedoch ist die fragmentierte Handlung für heutige Sehgewohnheiten etwas schwieriger nachzuvollziehen, so dass die Serie leider nicht zeitlos wirkt. Ich hätte die „Cowboy Bebop” gerne noch lieber gemocht, aber auch so bleibt sie ein Animeklassiker, den man als Fan gesehen haben sollte.

83/100
Total Score
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