Code Geass: Lelouch of the Rebellion – Revolte gegen das Weltreich Britannia. Review ganze Serie

Der Anime mit dem locker-leicht von der Zunge rollenden Titel „Code Geass: Lelouch of the Rebellion” rund um den Hauptcharakter Lelouch Lamperouge ist ein Anime-Klassiker im Bereich der alternativen Realitäten, der mit Mech-Fights, übernatürlichen Fähigkeiten, Action-Thriller- und Dramaelementen eine spannende Welt erschafft und dabei große globale Konflikte thematisiert.

Die visuell überzeugende, durchaus blutige Serie spielt im Jahr 2010 und bietet eine alternative Geschichtsschreibung in extrem ausgeprägter Form. Das Weltreich „Britannia“ erobert große Teile der Welt und letztlich auch Japan, um es unter die eigene Kontrolle zu bringen. Nur noch ein „Euro Universe” und die „Chinesische Fraktion” stehen den Britanniern, die auch das komplette Amerika kontrollieren, gegenüber. Die Japaner werden seit der Besetzung „Elevens“ genannt, ihr Land nur noch Area 11. Sie leben größtenteils in Ghettos, haben nur sekundäre Bürgerrechte und sind der Willkür der Besatzer und der Kollaborateure („Britannier ehrenhalber”) ausgesetzt. Dagegen bilden sich in der Folge einige kleine Widerstandsgruppen. 

Die Haupthandlung spielt rund 10 Jahre nach der Eroberung. Die Ashford Akademie, eine Schule für britische Adelskinder, ist das erste wichtige Setting der Serie. Lelouch ist ein Sohn des britannischen Kaisers, doch nach der Ermordung seiner Mutter, wird er als Geisel nach Japan gebracht und lebt dort unter falschem Namen. Schon früh wird deutlich, dass Lelouch seinem Freund Suzaku geschworen hat, Britannia zu vernichten. Da passt es gut, dass Lelouch auf das mysteriöse Mädchen C.C. trifft, die ihm eine unbekannte, große Macht verleiht – das sogenannte „Geass“, mit dem man anderen Menschen den eigenen Willen aufdrücken kann. Aufgrund seiner übernatürlichen Fähigkeit beginnt er Pläne zu schmieden das britannische Kaiserreich zu Fall zu bringen, während Suzaku die Ränge des britischen Militärs hinaufklettert.

Die Serie umfasst insgesamt 50 Episoden à 25 Minuten, jede Staffel beinhaltet 25 Episoden. Die Hauptthemen sind der Aufstieg und die Leitung einer Rebellion, Verwirr- und Lügenspiele mit Freunden und Familie, eine Tonne von moralischen Fragen im Sinne von „heiligt der Zweck die Mittel?“ und auch viele Mech-Action-Sequenzen (wie bei „Evangelion”). Dabei ist Lelouch ein ambivalenter Charakter und nicht der typische Held einer solchen Geschichte. Leider gibt es auch ein paar klassische Fillerepisoden, die sich an peinlichen High School-esken Geschichten versuchen und deutlich zu den schwächeren Folgen gehören. Mit seiner großen Politik kann die Serie allerdings auf dem Schlachtfeld, im Inneren der Rebellion und auch aus dem Zentrum der Großmacht Britannia überzeugen.

In Staffel 2 wird die Geschichte noch größer und weltumspannender, weil sich auch weitere Großmächte hinzugesellen und die Situation rund um Japan weiter eskaliert. Die Serie hat zwar einen deutlichen roten Faden, doch aufgrund von zahlreichen, unterschiedlichen Charakteren fällt es manchmal schwer zu greifen, welche Handlungsstränge wichtig sind. Nach einem interessanten Beginn und einer soliden Mitte endet Staffel 1 schon sehr gelungen, da auch endlich die Fronten differenziert ausgearbeitet werden. Grundsätzlich ist die actionreichere Staffel 2 etwas stärker als die erste, weil sie auch auf eine große Portion Exposition verzichten kann. Dennoch störte es mich, dass man in der Mitte das große Ganze aus den Augen verliert und stets neue Widersacher aus dem Nichts auftauchen und auch schnell wieder abtauchen lässt. Das geschieht um die Handlung zu strecken, insgesamt wäre ein größerer Fokus auf die Hauptgeschichte wünschenswert gewesen.

Darüber hinaus sind die Handlungen mancher Charaktere sehr sprunghaft. Das führt zum Teil zu guten Twists, zum Teil sind für mich diese Charakterentwicklungen aber kaum nachvollziehbar. Das gilt zuallererst für Suzaku, aber später auch für viele weitere Charaktere, die schnell die Seiten wechseln oder ihren moralischen Kompass über den Haufen werfen. Doch angesichts dieser großartigen Welt, die eine alternative Realität gekonnt und glaubwürdig präsentiert, konnte ich diese Makel verschmerzen. Zudem bieten die letzten Episoden einer jeweiligen Staffel absolute Highlights, der Abschluss der Serie ist darüber hinaus ganz großartig.

Für Fans von alternativen Realitäten, breitangelegten Rebellions- und Kriegsgeschichten, übernatürlichen Kräften oder Mechs, ist „Code Geass: Lelouch of the Rebellion” genau das Richtige. Ich vermute, dass diese Nische allerdings nicht wahnsinnig groß sein wird und empfinde den Anime sicherlich als schwerer zugänglich, als erwachsene Themen wie „Monster” oder „Erased” oder auch als Fantasyabenteuer, wie „Fullmetal Alchemist: Brotherhood” oder „Arcane”. Dennoch lohnt er sich.

83/100
Total Score
Nach oben scrollen