Breaking Bad – Die beste Serie aller Zeiten? Review ganze Serie

 „Breaking Bad” ist die hervorstechende, epische Drama-Serie, auf die sich die meisten Serienfans als „Beste Serie aller Zeiten” einigen können. Sie thront zurecht auf IMDb ganz oben. Ich denke sehr gerne an die wunderbare Zeit zurück, als man Woche für Woche eine neue Folge schaute und das Web daraufhin verrücktspielte. Denn „Breaking Bad” war ein regelrechtes gesellschaftliches Phänomen, wie sonst vielleicht nur „Game of Thrones”. Doch „Breaking Bad” gelingt in seinen 5 Staffeln ein großartiger Start, eine starke Mitte und eine gelungener Abschluss. Eine Serie, die mal als Serienenthusiast gesehen muss.

Für mich stellt sich die Frage: Wenn der gesamte Gruppendruck der Gesellschaft immer noch nicht dazu geführt hat, die Serie zu schauen, wie soll mir dann eine vernünftige Empfehlung gelingen? Ich probiere es dennoch: „Breaking Bad” stellt den krebskranken US-amerikanischen Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) in den Mittelpunkt, der aufgrund seiner Erkrankung und den darauffolgenden finanziellen Belastungen für seine Familie verzweifelt vor seinem Leben als Scherbenhaufen steht. Deswegen entscheidet er sich für das, wofür wir uns alle entscheiden würden: Er hält den Krebs vor seiner Familie genauso geheim wie seine Problemlösung – den Einstieg ins Drogengeschäft. Nachdem er durch seinen Schwager Hank Schrader (Dean Norris), der bei der DEA arbeitet, bei einem Einsatz gegen ein Meth-Labor dabei ist, beginnt sich in seinem Kopf ein Plan zu formen. Vor allem, weil er einen seiner ehemaligen Schüler, Jesse Pinkman (Aaron Paul), vom Tatort fliehen sieht, den er nun erpresst, sein blaues Meth zu verkaufen. Zunächst ahnt der begnadete Chemiker, aber auch sehr naive gutbürgerliche Lehrer nicht, was ein Einstieg ins Drogengeschäft bedeutet, doch schon bald treten einige Kartelle auf den Plan.

Sehr schnell eskaliert die Situation, während Walter gezwungen ist, die immer größer werdenden Kartellprobleme im gleichzeitigen Spannungsfeld mit seiner Familie anzugehen. Viel mehr als die Ausgangssituation der 1. Staffel möchte ich nicht verraten, nur soviel: Im Laufe der Zeit stellen sich Walter und Jesse viele weitere Gegenspieler in den Weg, die es zu überwinden gilt. Dabei sind harte, konsequente und auch brutale Szenen garantiert. Allerdings gibt es auch ein paar hilfreiche Mitstreiter, wie beispielsweise Anwalt Saul Goodman (Bob Odenkirk), der mit „Better Call Saul” eine eigene Prequel-Serie erhielt.

„Breaking Bad” ist ein fantastisch produziertes Meisterwerk mit kreativen und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, die identitätsstiftend für eine Serie wurden, die sich wie keine andere anfühlt. Trotz ihrer wechselnden Regisseure gelingt eine atmosphärische und visuelle Einheit, für die Schöpfer Vince Gilligan sorgte, der stets das Drehbuch jeder Folge schrieb. Dadurch kreierte er eine fortlaufende Geschichte, die immer wieder mit neuen Gegenspielern und Ideen überzeugen kann und über ihre gesamte Länge von 5 Staffeln (Staffel 1 mit 7 Episoden, Staffeln 2-4 mit 13 Episoden, Staffel 5 mit 16 Episoden) spannend und interessant bleibt. Dabei gibt es immer wieder Highlightfolgen. Die erste Staffel beginnt und endet mit einem Knall, Staffel 2 und 3 sind durchgehend auf einem starken Niveau und ab dem Ende von Staffel 3 bis zum fulminanten Finale der 5. Staffel zieht das Tempo nochmal spürbar an, die Eskalationspirale dreht sich weiter. Dabei ist die Serie selten vorhersehbar, sondern weiß immer wieder mit Twists zu überraschen, auch vor Veränderungen und fiesen Szenen schreckt „Breaking Bad” nicht zurück.

Neben der großartigen Geschichte und der überragenden Produktion und Machart, sind die Charaktere und ihre Darsteller eine der größten Stärken der Serie. Die verschiedenen Figuren sind bis in die Nebenrollen hinein vielschichtig geschrieben und können beim Zuschauer exakt die Emotionen hervorrufen, die gewollt sind. Giancarlo Esposito als Gegenspieler Gus Fring konnte mit seinen Hühnchen eine ganze Karriere auf dieser Rolle aufbauen, Anna Gunn ist als Skyler hervorragend nervig für Walter und den Rest, Jonathan Banks liefert mit Mike Ehrmantraut einen der besten „Bösewichte” mit weichem Kern und hochspannender Hintergrundgeschichte ab, Krysten Ritter sorgt als Jane für eine der schlimmsten Szenen, die ich nie vergessen werde, Jesse Plemons nimmt zum Ende der Serie das Heft des Handelns großartig in die Hand. Darüber hinaus gelingt Bryan Cranston eine absolute Masterclass des Schauspiels und auch Aaron Paul, Dean Norris, RJ Mitte und Betsy Brandt wissen fast durchgängig zu überzeugen. Allen Darstellern nimmt man ihre Charaktere vollends ab, was für eine hohe Authentizität und einige emotionale Momente sorgt. Das gesamte Darsteller-Ensemble ist außerordentlich, aber Bryan Cranston und auch Bob Odenkirk stechen nochmal oben heraus.

Aus meiner Sicht spricht gar nichts dagegen „Breaking Bad” anzuschauen. Ich halte die Serie auch für eine gelungene Einstiegsserie (wobei danach fast alles schwächer erscheinen wird), denn dieses Meisterwerk kann wie kaum etwas anderes die Faszination fürs Serienschauen wecken, ein Hobby erschaffen, einen Funken entzünden. Sollte man vielleicht schon etwas älter und bisher noch in den Mediatheken zuhause sein, dann möchte ich „Breaking Bad” ans Herz legen. Der Mix aus Familiendrama und knallharter Kartellaktion wird Horizonte erweitern. Für alle, die sich auf dem Serienmarkt bereits gut auskennen, aber „Breaking Bad” aus irgendwelchen Gründen ausgespart haben: Jetzt ist der beste Zeitpunkt anzufangen, morgen der zweitbeste. Aus persönlicher Präferenz ziehe ich nur „Mr. Robot” noch vor, womit Breaking Bad bei mir auf Platz 2 landet, wobei sie objektiv sicherlich allgemein verträglicher und vielleicht sogar etwas besser ist.

Generell gilt: Einfach die Show genießen und bei dieser wunderbaren Story mitfiebern. Die kreative Regie, das hochklassige Darstellerensemble, die spannende Geschichte mit ihren zahlreichen Wendungen, die überzeugenden Kulissen und die Pizza auf dem Dach, sorgen für ein Erlebnis, das man nicht mehr vergisst.

96/100
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